Wo issin hier der Puff, hoffentlich hatta uff

30. Mai 2011

Vollkommen neue Seiten am Kapitalismus entdeckt Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Es ist schon der Kapitalismus, es ist der Produktionsstandort Deutschland, der, angesichts des Bevölkerungsschwunds, nicht nur nicht auf all die Frauen verzichten will. Er strebt ganz generell nach der Einebnung der Geschlechterdifferenzen, er braucht männlichere Frauen und weiblichere Männer, er wird den Männern Bordelle abgewöhnen, so wie er ihnen abgewöhnt hat, attraktiven Kolleginnen in den Hintern zu kneifen.“ Soso. Der Kapitalismus also hat den Männern abgewöhnt Frauen in den Hintern zu kneifen. Nun ja, kann man sicher so sehen, Herr Seidl, schließlich, wenn ich mich noch an DDR-Zeiten erinnere, wo die Frauen immer im Laufschritt durch die Fabriken eilten, um hinternkneifenden Männern zu entgehen, dann schauderts mich ja noch heute. Aber im real existierenden Sozialismus fand man das eben normal. Schön auch, dass der Kapitalismus bald das älteste Gewerbe der Welt auslöscht und ich, als jemand, der die Faulheit liebt, bin ihm natürlich ganz besonders dankbar dafür, dass man selber gar nichts tun muss, damit das geschieht. Das macht alleine unser geliebter Kapitalismus. Habe das Zitat übrigens in der Berliner Zeitung gelesen, die heute auf ihrer Titelseite zufälligerweise eine Frau präsentiert, der eine Brust aus der Bluse gerutscht ist. Kunstprojekt im Plänterwald, ach so.

Tipp für heute: Alles geben für den Sieg des Kapitalismus.

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11 Kommentare zu “Wo issin hier der Puff, hoffentlich hatta uff”

  1. 01

    Ihr habt ja keine Ahnung. Aber ich, als Westgeborener: Von klein auf, immer wenn wir was Unredliches getan hatten, oder zu tun gerade im Begriffe waren, schritt der Kapitalismus auf uns zu und guckte uns lange an. Er sagte nichts dabei und guckte auch noch nicht mal streng oder gar böse. Er guckte einfach nur traurig. Sehr, sehr traurig. Das hielt im Grunde niemand lange aus, und so gewöhnten wir uns mit der Zeit alles ab: Diebstahl von Hausbooten herunter, Katzenschießen, Freiwild als Frauen zu betrachten, Popeln, alles. Ja, so war’s, glaube ich.

    uli am 30. Mai 2011 um 15:38
  2. 02

    „Und was ist schon dabei, Dir von den armen Teufeln gelegentlich in den Arsch kneifen zu lassen?“ (Jason Robards zu Claudia Cardinale in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Gedächtnisprotokoll)

    robert am 30. Mai 2011 um 16:10
  3. 03

    Korrektur. Es hieß glaub ich: „Bring den armen Teufeln einen Schluck Wasser, und wenn sie Dir dabei auf den Hintern klatschen – was ist schon dabei?“

    robert am 30. Mai 2011 um 20:00
  4. 04

    @robert, eine der vielen wunderbaren Szenen…

    @kapitalismus, aufgabe der autorin ist es wahrscheinlich davon abzulenken, daß wir keinen kapitalismus mehr haben, keinen Markt, keinen Wettbewerb, nur in jedem Wirtschaftszweig 3-4 Riesen, die sich absprechen… also eine Fünfermonarchie in der Frauen den Arsch hinhalten und Männer bis sie 90 sind einen Ständer vorzeigen müssen…

    udo-neisse am 30. Mai 2011 um 20:51
  5. 05

    Bei den Bordellen hapert es doch an der Argumentation. Im Sozialismus gabs doch gar keine, jedenfalls nicht so wie heute mit Rotlichtbezirk und für alle Schichten. Heißt das, der Kapitalismus hat den Männern die Bordelle erst angewöhnt und jetze, verstehe nich warum, will er sie wieder abgewöhnen?

    hafensonne am 31. Mai 2011 um 19:54
  6. 06

    Vielleicht hat Herr Seidl auch die Argumentation eines Teils der unorthodoxen Linken übernommen, nach deren Definition die sozialistischen Staaten des 20. Jahrhunderts gar keinen Sozialismus hatten sondern einen Staatskapitalismus. Dann hätte dieser Staatskapitalismus dort die Bordelle sogar schon vor vielen Jahren abgeschafft. Fraglich ist nur, warum der Privatkapitalismus dann erlaubt hat, dass diese nochmal wiederkehren. War das Ostblocksystem etwa fortschrittlicher? Und sowas müssen die armen gebeutelten Konservativen ausgerechnet bei ihrer ‚Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung‘ lesen.

    Ahne am 1. Juni 2011 um 11:23
  7. 07

    Folgen wir mal dieser unorthodoxen Logik. Dann hätte also der Staatskapitalismus die Bordelle abjeschafft, der Privatkapitalismus führt sie wieder ein, und wenn jetze den Männern die Bordelle wieder abjewöhnt werden sollen, heißt dis dann, dass der Staatskapitalismus wieder zurückkehrt? Wenn dann ein Bier wieder, wieviel war dit, kostet, bin ick dabei.

    hafensonne am 1. Juni 2011 um 20:05
  8. 08

    Aba dann gibs wieda keene Bananen mehr und man muss in den Discos 60% Ostmusik spieln.

    Ahne am 1. Juni 2011 um 23:23
  9. 09

    Und immer die Frage, wie die Uhr in den Nachrichten aussieht…

    hafensonne am 6. Juni 2011 um 21:17
  10. 10

    Ebend! Und wenn man dann sagt: „Digital“ wissen sie sofort, dass man Internet hat.

    Ahne am 7. Juni 2011 um 10:34
  11. 11

    Und dann is ganz vorbei, weil dann darfste nämich GEZ nachzahlen, nich zu knapp. Is‘ ja auch klar, mit Internet kann man nämich auch fernsehen, theoretisch.

    hafensonne am 7. Juni 2011 um 20:19

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