Antisemiten gibt es darüber hinaus sicher auch

7. Juli 2011

Im Zuge der Diskussionen zu Gaza-Flotille und Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Partei ‚Die Linke‘ erlaube ich mir zu bemerken, dass ich denke, dass es sich bei der Unterstützung militanter palästinensischer Gruppen und der Ablehnung der israelischen Politik durch diverse Linke (auch außerhalb von Parteien und außerhalb dieses Landes) weniger um Antisemitismus handelt, sondern, dass dies einfach Ausdruck einer romantisierenden Weltsicht ist. Man hilft den unterdrückten Völkern gegen die, sie beherrschenden, mächtigen Besatzer. Da unterscheidet sich die Unterstützung für die Palästinenser nämlich gar nicht so sehr von der Unterstützung für Tibet, das Baskenland oder die separatistischen Zapatisten in Mexiko. Der Kampf der Indianer gegen die ‚Cowboys‘, der afrikanischen Befreiungsbewegungen gegen die Kolonialherren scheint hier Pate zu stehen. Dabei würde ich eher kritisch hinterfragen, was sich denn für die Betroffenen zum Positiven verändern würde, sollten sie einen eigenen Nationalstaat erhalten. Muss es nicht für Linke eher darum gehen Grenzen durchlässig, ja, überflüssig zu machen? Ist es nicht viel wichtiger sich dafür einzusetzen, dass in jedem Land alle Menschen gleichberechtigt sind? Also auch in Israel die Palästinenser, in Spanien und Frankreich die Basken, in China die Tibeter? Und sollten wir nicht versuchen auch diese Nationalstaaten dann, so schnell es geht, abzuschaffen, anstatt neue Kleinstaaterei zu propagieren? Nur so ’ne Frage.

Heute: Berlin, Potsdam und Internet, Pi-Radio auf Radio 88vier, 20-21 Uhr: Ahnes Liedermachermagazin (das Liedermachermagazin von Ahne) 16

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7 Kommentare zu “Antisemiten gibt es darüber hinaus sicher auch”

  1. 01

    Herrlich gesagt!
    Anmerken möchte ich nur, dass einige von den „Linken“ ( oder von „Der Linken“) eher nicht Kleinstaaterei betreiben, sondern sich ein Groß-Palästina wünschen. Und die jüdischen Israelis sollen vom Meer aus zugucken bzw. doch lieber gleich gen USA schwimmen!

    honser am 7. Juli 2011 um 18:06
  2. 02

    Irgendso ein DDR-Schriftsteller hat dazu einen Essay geschrieben, in dem er schon in den 80er Jahren das damalige Für-Lateinamerika- oder Für-Mao-Sein als freundlichen Kolonialismus entlarvt hat. Hat sich nicht viel getan und scheint dieser eine DDR-Schriftsteller einmal recht gehabt zu haben.

    Jakob Hein am 7. Juli 2011 um 18:17
  3. 03

    @honser: Wer denn zum Beispiel?

    Floda Nashir am 8. Juli 2011 um 13:22
  4. 04

    Oft hilft ein Blick in die Geschichte. Der Staat Israel wurde nicht in einem unbesiedelten Gebiet gegründet. Kurdistan zerrissen und in Staaten eingegliedert, Afrika durch die Berliner Kongokonferenz willkürlich geteilt, … . Viele der heutigen Konflikte haben eben immer noch koloniale Ursachen. Und rationales Denken und Verhalten ist sicher schwer, wenn man in einer Welt von Gewalt, Vorurteilen und Gängelungen aufwächst.
    Und tut mir leid: Wenn jemand Notleidenden hilft sollte sich nicht Häme über ihn ergießen.

    Olaf am 21. Juli 2011 um 06:05
  5. 05

    Der Blick in die Geschichte hilft eben nicht so oft. Denn, auch wenn man anerkennt, dass den Ureinwohnern (ab wann gilt man überhaupt als Ureinwohner?) Amerikas das Land geraubt wurde, so kann man diesen das Land ja heute nicht einfach wieder geben. Das würde neue Vertreibung und damit neues Unrecht bedeuten. Wenn wir wirklich weiterkommen wollen müssen wir die Volkszugehörigkeit als Rechtsgegenstand negieren.

    Ahne am 25. Juli 2011 um 12:32
  6. 06

    Jubbs. So sehe ich das auch. Das ist die rationale Seite. Und die ist leider oft der irrationalen, emotionalen oder wie man es auch immer nennen mag unterlegen.
    Und um diese Seite nachvollziehen zu können, hilft eben der besagte Blick.

    Olaf am 28. Juli 2011 um 16:04
  7. 07

    Schön gemacht.

    Nell am 2. August 2011 um 20:53

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