Corona-Tagebuch 163

29. August 2020

Die Großdemonstration der Gegner der Corona-Maßnahmen läuft, es sind wohl Zehntausende, mindestens. Dazu hat wohl auch der gescheiterte Verbotsantrag, das Oberverwaltungsgericht hob das Verbot gestern auf, nicht unwesentlich beigetragen. Eine echte Querdenk-Demo. Leute laufen mit Regenbogen-Friedensfahne direkt hinter welchen, die eine Flagge des deutschen Kaiserreiches wehen lassen. Der österreichische Chef der Identitären neben händchenhaltenden schwäbischen Kleinbürgern. Was sie vereint, keine Ahnung. Angst um die Demokratie? Wohl kaum. Zumindest die Rechtsradikalen unter ihnen dürften sich freuen, zeigt das System Schwäche. Auf jeden Fall haben sie es geschafft in einer großen bürgerlichen Bewegung integriert zu sein. Unangenehm berührt davon, neben Nationalisten laufen zu müssen, scheint kaum jemand zu sein. Politiker aller Parteien, außer AfD und NPD, werden auf montierten Fotos in Sträflingskleidung gezeigt. Es herrscht trotzdem eine friedliche, fast fröhliche Stimmung. „Besorgte Bürger“, der Ausdruck wirkt vollkommen fehl am Platz. Man fragt sich, was jemand von denen tun würde, wäre sie oder er in verantwortlicher Position. Sich so verhalten wie Bolsonaro, Trump oder Lukaschenko? Vielleicht. In Wuhan sollen ab Dienstag alle Schulen und Kindergärten wieder öffnen, die Universität bereits Montag. Seit dem 18. Mai wurde am vermeintlichen Ausgangspunkt der Pandemie, in der mit 3.869 Menschen 80% aller chinesischen Covid-19-Opfer starben, keine einzige lokale Neuinfektion mehr gemeldet. Amsterdam und Rotterdam beenden die Maskenpflicht für belebte Plätze. Ab 1. September dürfen Ausländer, die ein gültiges Visum für Japan haben, nach einer Ausreise wieder einreisen, müssen allerdings „zusätzliche Maßnahmen“ zum Schutz vor einer Infektion ergreifen. Das strenge Einreiseverbot, mit nur wenigen Ausnahmen, gilt in Japan seit Ende März. Ungarn dagegen schließt ab 1. September seine Grenzen für sämtliche Ausländer, die „keinen triftigen Grund“ angeben können. Ab Montag müssen deutsche Reisende auch in Estland zwei Wochen in Quarantäne. Die Slowakei weitet die Quarantänepflicht auf Reisende aus Kroatien, Spanien, Frankreich, Niederlande, Belgien und Malta aus. Die Niederlande verkünden das Aus für die Zucht von Nerzen. München verhängt ein Alkoholverbot für den öffentlichen Raum, ab 21 Uhr darf kein Alkohol verkauft, ab 23 Uhr kein Alkohol im öffentlichen Raum mehr getrunken werden. Ausnahmen sind Gastronomie und genehmigte Veranstaltungen. Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist abgesagt, eine Kirmes auf einem Rummelplatz in Kassel für bis zu 3.000 Besucher gleichzeitig genehmigt worden, mit einem „ausgeklügelten“ Hygienekonzept natürlich. Rekorde für Neuinfektionen verkünden die Kanarischen Inseln, 338 Fälle am Tag, Indonesien, 3.003 Fälle am Tag und Argentinien, 11.717 Fälle am Tag. Dort wurden die Ausgangsbeschränkungen um 2 Wochen verlängert. Im Freien dürfen sich allerdings wieder bis zu 10 Personen treffen, mit Maske und Mindestabstand von 2 m. Südkorea verschärft seine Maßnahmen. Alle Unternehmen, die nicht kontaktfrei arbeiten können, müssen schließen. Fitnessstudios werden geschlossen, Restaurants und Bäckereien dürfen zwischen 21 und 5 Uhr nur Speisen zum Mitnehmen anbieten. Laut Gesundheitsminister Park die letzte Möglichkeit vor dem Lockdown. Über 400 Covid-19-Tote in Costa Rica, über 600 in Bulgarien und Australien, über 700 in El Salvador. Das Pendant zum Berliner Oberverwaltungsgericht, das niedersächsische Oberverwaltungsgericht, hat ebenfalls ein Verbot gekippt. Zumindest hat es die angeordnete Schließung von Bordellen außer Vollzug gesetzt. Dies gelte auch für die Straßenprostitution. Ein vollständiges Verbot sei unverhältnismäßig, hieß es, weil mildere Maßnahmen für den Infektionsschutz bereit stünden.

Tipp für heute: Die Musik lauter machen, damit das Geknatter der Hubschrauber nicht so nervt.

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