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Poesie zum Träumen (145)

10. Dezember 2023

Dit is ma ’ne Ansage (im Zug zwischen Leipzig und Karl-Chemnitz-Stadt)

Fahrgäste, die sich in der ersten Klasse befinden,

benötigen einen Fahrschein erste Klasse.

Die erste Klasse ist gekennzeichnet

durch gelbe Kopfstützen,

gelben Fußboden

und ein dickes, fettes Schild erste Klasse.

Fahrgäste, die sich in der ersten Klasse befinden

und keinen gültigen Fahrschein erste Klasse besitzen,

werden vom Zugpersonal ergriffen,

durch die Luft gewirbelt,

gewürgt,

abwechselnd links und rechts geohrfeigt,

bespuckt,

getreten,

geteert und gefedert

und zahlen anschließend ein erhöhtes Beförderungsentgelt

von allem was sie haben.

Wir wünschen ihnen nun eine angenehme Fahrt.

Heute: Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne M. Riedel, Heiko Werning, Spider, Falko Hennig, Gott und mich, sowie unserem Superstargast Danny Dziuk (Singster)

 

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Endlich mal was zum Mitmachen

6. Dezember 2023

„Die Dividenden steigen, und die Proletarier fallen“ schrieb Rosa Luxemburg im Jahre 1916. Gestern stieg der deutsche Aktienindex (DAX) auf ein neues Allzeithoch. Inmitten der Krise. Beziehungsweise der Krisen. Welche Krise gerade die schlimmste Krise ist, stelle ich hier mal zur freien Wahl.

Tipp für heute: Ich wähle natürlich den Fachkräftemangel.

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Was nur wenige wissen

5. Dezember 2023

Ich bin ja ein Freund von Bürgerkommentaren unter Artikeln zu allem Möglichen. Da braucht man oft ein dickes Fell, aber es finden sich nicht selten wahre Perlen, vor allem in humoristischer Hinsicht. So kommentiert ein User den Parteitag der Berliner Grünen mit den Worten: „Grün ist in der Natur seit jeher für Mensch & Tier eine Signalfarbe für Gefahren oder Achtung, giftig!“ Seit jeher? Aber ein paar Verwirrte scheint es in unserer degenerierten Gesellschaft schon zu geben, oder? Die bei Grün über die Straße gehen, sich eine Gurke einverleiben, Petersilie, Schnittlauch, Bohnen, Erbsen, Spinat, den (obwohl es da sogar im Namen steht) Grünen (!) Salat oder Grün(!)kohl verspeisen? Die sind so entfremdet von der Natur. Dabei müssten sie sich nur mal kurz in der Tierwelt umschauen. Ich mein, welches Tier würde schon, was weiß ich, Gras fressen? Macht niemand. Giftig!

Tipp für heute: Wenn es im Frühling grünt, ist dies ein natürliches Signal, sich schnellstens im Keller zu verstecken.

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Nach dem Aufstehen ist vor dem Zubettgehen

3. Dezember 2023

Vielleicht liegt es am reichlichen Alkoholgenuss, den ich gestern auf keinen Fall selbst zu verantworten hatte, das Kantinenlesen war nämlich schuld (ja, ja!) und der Schusterjunge und der Baiz-Geburtstag, aber zwei Nachrichten verwirren mich heute. Das heißt, die eine ist eigentlich keine Nachricht. Es handelt sich um Werbung, die mein E-Mailversorger web.de auf seiner Startseite postet. „Urinverlust? In zwei Stunden vorbei, wenn du das Mittel nimmst.“ Was ist schlimm an Urinverlust? Soll man seinen Urin lieber in sich behalten? Und selbst wenn, nehme ich ein Mittel dagegen ist der Urinverlust in zwei Stunden vorbei? Da geht es ja deutlich schneller, wenn ich einfach alles raus pullere. Und dann mal wieder der RBB, meine Fundgrube für Abseitiges. Dort schreibt ein Ilja Behnisch in den Online-Nachrichten: „Im Männer-Fußball sind Frauen trotzdem unterrepräsentiert.“ Au weia! Dachte ich sofort und siehe da, Herr Behnisch schreibt schon im nächsten Satz: „Doch so langsam tut sich was.“ Ist echte Gleichberechtigung erst erreicht, wenn mindestens 50% im Männer-Fußball Frauen sind? Ich leg mich noch mal ins Bett.

Heute: Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne M. Riedel, Heiko Werning, Spider, Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, sowie unserem Superstargast Lutz Drenkwitz (Bremer Stadtmusikant)

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Winterreise

2. Dezember 2023

Ein bisschen traurig bin ich schon. Also nicht nur wegen der ausbleibenden Stare, einer Information von Herrn Ackerbau zufolge sollen sie in Pankow gesichtet worden sein, ausgewichen nach Nordosten? Auch nicht wegen meines vorgestrigen Auftrittes in Karl-Chemnitz-Stadt bin ich melancholisch. Obwohl, zu tun damit hat es schon. Sie war schön, die Lesung, und dauerte lange, also für meine Verhältnisse, mittlerweile. Die von mir immer angekündigten 6-Stunden-Lesungen, schaffe ich ja schon lange nicht mehr. 2 Stunden mussten genügen. 2 Stunden astreinen Vergnügens, für mich jedenfalls. Danke, ausgesuchtes Publikum. Danke auch, für die ausgesuchte Musik. Östro 430, lange nicht mehr gehört. Anschließend ging es noch weiter, am Tresen. Ich hab, glaube ich, wieder jede Menge Müll erzählt. Anekdoten von früher. Was für ein toller Hecht ich doch war. Schande über mich. Aber, na ja, nun bin ich wieder zuhause und packe den Rucksack aus und dann sehe ich das Nicki, mit dem Logo vom ‚Nikola Tesla‘, was ich zur Erinnerung vom Klub geschenkt bekam und denke, verdammt, das war es jetzt. Also mit dem ‚Nikola Tesla‘. Zumindest für mich. Die verrauchten Anziehsachen werde ich nicht waschen. Niemals! Die hänge ich über das Bett. So bleibt noch etwas von der Athmo erhalten, für eine Weile.

Heute: Berlin, Alte Kantine, 20 Uhr: Kantinenlesen mit Felix Jentsch, Heiko Werning, Ivo Smolak, Paul Bokowski und mich.

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Glaskugel zu verschenken

30. November 2023

„Berlins schwieriger Weg zum 1,5-Grad-Ziel“ lautete heute eine Überschrift bei RBB-Online. In der letzten Nacht zumindest scheinen wir sogar darunter geblieben zu sein, weshalb ich etwas brauchte mich morgens aus der Decke zu schälen, denn ich kann leider nur bei geöffnetem Fenster gut schlafen. Langzeitvorhersagen stehe ich zwar misstrauisch gegenüber, ein Indiz dafür, dass wir es diesmal mit einem etwas kühleren (normalen?) Winter zu tun haben werden, könnte jedoch sein, dass ich die Stare vermisse, die sonst im November und Dezember regelmäßig in Heerscharen über die Weinbeeren an unserer Hauswand herfielen und während der Nahrungsaufnahme unter anderem auch meine Fenster mit ihren farbenfrohen Ausscheidungen verzierten. Sie ersparten mir den Weihnachtsschmuck, der traditionell, besonders im Erzgebirge und im Wedding, Fenster und Balkone zur Adventszeit kleidet. Sind unsere Stare etwa wieder in den Süden geflogen? Wissen sie mehr als wir? Oder wichen sie nur ein wenig nach Westen aus und kehren nach der kälteren Episode noch im Winter zurück? Ich werde versuchen das im Auge zu behalten, falls ich selber wohlbehalten zurück kehren sollte, aus Karl-Chemnitz-Stadt, der Stadt mit den schönsten Klubs der Welt (von denen leider immer mehr schließen müssen).

Heute: Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), Nikola Tesla, 20 Uhr: ‚Wie ich einmal lebte‘, icke lese in diesem mir ans Herz gewachsenen Klub zum Abschied aus meinem autobiographischen Roman und singe ein Lied (oder auch zwei)

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Wird meist vergessen

26. November 2023

Freitag Nachmittag in der Regionalbahn Richtung janz weit draußen. Es ist voll. Jede Station steigen noch ein paar mehr Leute zu. Aber, kann ja ruhig auch mal geschrieben werden, viele Menschen sind freundlich. Mehrere bieten anderen ihre Sitzplätze an, erst Älteren, dann einer schwangeren Frau. Auch ich erhebe mich und fast zeitgleich der junge Mann mir gegenüber. Wir offerieren unsere Plätze einer Mutter und ihrer etwa sechsjährigen Tochter. Diese freut sich. Also die Mutter. Die Tochter muss erst überredet werden Platz zu nehmen. Als die beiden sitzen, erklärt die Mutter der Tochter warum es im Zug verboten sei zu rauchen. Die Tochter nickt und ergänzt: „Ja, außerdem gehen durch den Rauch die Türen kaputt und dann müssen alle Menschen durch die Fenster aussteigen.“ Auf Reisen lerne ich oft etwas hinzu.

Heute: Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne M. Riedel, Spider, Heiko Werning, Frank Sorge, Gott und mich, sowie dem Superstargast Nick Nuttal (englischsprachige Populärmusik)

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Black Friday

24. November 2023

3,3% trennen den deutschen Aktienindex DAX noch vom absoluten Rekordhoch, das er Ende Juli dieses Jahres erreichte. Analysten zufolge ist es absolut möglich die Marke demnächst zu knacken. Yippie! Aber Rekordhoch an der Börse? Haben wir nicht eine Krise nach der anderen? Nein? Haben wir gar nicht? Es geht uns gut wie nie zuvor? Also, uns, ist sicher relativ, man muss eben in die richtigen Dinge investieren.

Heute (nach dem Shopping-Erlebnis): Spandau bei Berlin, Cafe Lutetia, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt – Auswärtsspiel mit Heiko Werning, Spider, Falko Hennig, Frank Sorge, Gott und mich (wir lesen die originellsten Weihnachtstexte, singen die populärsten Weihnachtslieder und trinken ausschließlich Glühwein, vielleicht)

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Traditionell

23. November 2023

„Wenn ich geh, dann so wie ich gekommen bin, wie ein Komet, der zweimal einschlägt.“ Wow! Ein Komet, der zweimal einschlägt, einmal wenn er kommt und einmal … wenn er geht? Mutige Zeilen. Das Lied von Udo Lindenberg und Apache 207 habe ich mir während einer Recherche zum Thema Antisemitismus angehört. Ich muss irgendwie auf Abwege geraten sein. So ist das manchmal, ist man im Internet unterwegs. Man kommt ganz woanders an. Fast so wie ein Komet, der zweimal, äh, einschlägt. Ausgangspunkt für meine Recherche war ein Zitat des Politikwissenschaftlers Alexander Straßner von der Universität Regensburg, der beim Qualitätsnachrichtenportal web.de sagte: „Selbstverständlich gibt es eine Tradition des linken Antisemitismus, gerade in Deutschland, der sich aus der Gegnerschaft zu den USA und der Abneigung gegenüber Kapitalismus und Imperialismus speist.“ Diese Aussage verwirrte mich. Antisemitismus, der sich aus der Abneigung gegenüber Kapitalismus und Imperialismus speist? Wer setzte sich denn für Alternativen zu Kapitalismus und Imperialismus ein? Die Antisemiten? „Daß so viele Juden im Lager des Kommunismus mittun, rührt von dem proletarischen Charakter des östlichen Judentums her.“ Dieses Zitat stammt von Kuno Waltemath, der seinen Artikel ‚Sozialismus, Kommunismus und Judentum‘ aus dem Jahre 1924 mit den Worten einleitete: „Eine neue Spielart des modernen Antisemitismus sieht überall die Zusammenhänge zwischen Sozialismus, Kommunismus und Judentum. Ihr sind beide Geistesrichtungen nichts wie jüdisches Gewächs, ein Ausfluss des jüdischen auf das Materialistische hindrängenden Verstandes, die ganze proletarische Bewegung ist nach ihr jüdisches Machwerk.“ Leo Trotzki, Ferdinand Lassalle, Rosa Luxemburg, Karl Marx. Sind die Juden an allem schuld, auch am Antisemitismus, dem modernen zumindest? Ist es das, was Herr Straßner von der Uni Regensburg sagen will?

Tipp für heute: Der Antisemitismus der „Mitte“ wird merkwürdigerweise kaum je erwähnt.

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Poesie zum Träumen (144)

20. November 2023

Mutig?

Mehr Angst als Vaterlandsliebe,

falls mich wer so beschriebe,

es tät mich nicht stören,

der sollte nur hören,

viel Angst

ist es nicht.

Tipp für heute: Mal rausgucken, die bunten Blätter sind dieses Jahr gelb.

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