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6. Mai 2023
Wer zur Zeit wegen was auch immer unbedingt an einen Schalter der Deutschen Bahn muss, dem empfehle ich am Automaten einen Fahrschein nach Dresden-Neustadt zu buchen, etwa 7 Uhr Ankunftszeit, dann öffnet dort das Reisecenter, am Wochenende. Ich jedenfalls kam gestern früh problemlos dran. Ja, es war sogar ein Schalter frei, yeah! Zuvor hatte ich es in Berlin dreimal vergeblich versucht, jeweils nach anderthalb Stunden Wartezeit entnervt aufgegeben, weil mein Zug fuhr, oder ich zur Arbeit musste. Dieses 49-Euro-Ticket mag ja eine gute Sache sein, wenn es jedoch monatlich kündbar ist, warum schafft man es nicht, es auch am Automaten anzubieten? Weil gehofft wird, die Leute vergessen eine rechtzeitige Kündigung? Cooler Trick. Ausbaden aber müssen es nicht nur die Wartenden, vor allem Alte, Behinderte, Ausländer, sondern auch die Menschen, die an den völlig unterbesetzten Schaltern arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen, was die sich in den letzten Tagen so anhören durften.
Tipp für heute: Wer womöglich vorhatte, heute zu meiner Lesung aus ‚Wie ich einmal lebte‘ in den Fontane-Klub nach Brandenburg/Havel zu kommen, die fällt aus. Liegt diesmal nicht an mir. Es wurden im Vorfeld zu wenige Karten verkauft, oder weiß der Fuchs. Ausweichmöglichkeit in der Umgebung ist der 19. Mai, da lese ich im Potsdamer ‚Waschhaus‘.
Ahne |
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4. Mai 2023
Ich möchte nicht urteilen über Boris Palmer. Ob er rassistische Einstellungen hat, ob er voreingenommen gegenüber Ausländern ist, manche seiner Aussagen lassen dies vermuten. Der Grund jedoch weshalb er sein Amt niederlegte, ist die Verwendung von Wörtern. Wörter, die, egal in welchem Kontext, nicht mehr genannt werden sollen. Auch ich traue mich nicht, diese Wörter hier niederzuschreiben. Krass! Keine Ahnung, ob es das in der Geschichte schon mal gab. Vulgäre Begriffe in der Oberschicht? Ganz sicher. Dass sie jedoch nicht mal zitiert werden dürfen, beziehungsweise sollen, denn von Rechts wegen dürfen sie natürlich zitiert werden, da bin ich mir unsicher. Das Wort „Russe“ vielleicht, in der DDR? Gab es Worte, die in der Kirche Tabu waren, zu früheren Zeiten? Tagesschau.de schreibt heute: „Palmer benutzte auf Facebook das N-Wort – also einen rassistischen Begriff – in Kombination mit einem vulgären Begriff“. Ich frage mich, wenn ein Wort (hier sogar zwei) tatsächlich so schlimm ist, dass es nicht mal als Zitat verwenden werden sollte, müsste dann nicht auch jeder Hinweis auf das Wort unterbleiben? Das Wort „N-Wort“ versteht doch nur, wer die Bedeutung des Wortes „N-Wort“ kennt, also reproduziert man den Begriff dadurch ebenfalls. Auch die Variante, die aus ‚Harry Potter‘ bekannt ist, „Er, dessen Name nicht genannt werden darf“ also ‚Das Wort, dessen Name nicht genannt werden darf‘ ist untauglich, denn mittlerweile gibt es deren ja mehrere Wörter. Na ja, Hauptsache die Grünen lassen bald nur noch Ausländer zu uns, die „wir“ auch brauchen. Sind sie im Kern sich mit den Rechten erst mal einig, können sie zum Ausgleich weiter Jagd auf böse Wörter machen.
Heute: Dresden, Ostpol, 20:30 Uhr: Ahne liest aus ‚Wie ich einmal lebte‘ und singt vielleicht auch ein Liedchen, oder zwei
Ahne |
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3. Mai 2023
Als ich gestern dreiviertel Eins auf dem Senefelderplatz eintraf, war ich etwas überrascht. Da standen schon einige, die zur traditionellen 2. Mai-Demonstration am Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen wollten. Unüberhörbar schallte es vom Biomarkt herüber: „2. Mai, wir sind dabei!“ Aha, unser allzeit betrunkener Stamm-Demonstrierer, ich nenne ihn mal Punker-Klaus, war wieder mit von der Partie, unzerstörbar anscheinend, ein würdiger Tarzan-Nachfolger. Dafür fehlte die Polizei. Klar, die Demo war nicht angemeldet. Um 13 Uhr tummelten sich zwischen 50 und 100 Menschen, welche zum 19. mal gegen den Zwang zur Lohnarbeit demonstrieren wollten. Spider und Matthias unterrichteten die Menge mangels Megaphon mit ihren kräftigen Stimmen von der Situation. Die Organisation war an einer einzigen Person hängen geblieben, die sich deshalb dafür entschied, die Demo nicht anzumelden. Für die nächsten Jahre müssten sich also mehr Menschen finden, die im Vorfeld etwas tun, oder es bleibt wie gestern. Ich sprach Michael Steins Gebet gegen die Arbeit, gemeinsam mit einem enthusiastischen Chor, danach wurde skandiert: „Wir sind nicht alle, es fehlen die, die arbeiten“, „Wir haben Zeit“, „Kein Schweiß für Geld“, anschließend brach die große Mehrheit der Erschienenen zu einer spontanen Kurz-Demo Richtung Schankwirtschaft Baiz auf. Ach, weil momentan ja viel Wert auf den korrekten Gebrauch von Wörtern gelegt wird, warum regt sich eigentlich kaum Widerstand gegen die strunzdoofe Bezeichnung des 1. Mai als ‚Tag der Arbeit‘? Wollten die Arbeiterinnen und Arbeiter damals ihre eigene Ausbeutung feiern? Vollkommen irre.
Tipp für heute: Wer sich für die Organisation der 20. Berliner 2.-Mai-Demo 2024 interessiert, der oder die kann sich in der Baiz melden.
Ahne |
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2. Mai 2023
Wird es der traurigste 2. Mai seit 19 Jahren? Eine Demonstration gegen den Zwang zur Lohnarbeit am traditionellen Ausgangspunkt, dem Senefelderplatz im Berliner Prenzlauer Berg, ist meines Wissens nach jedenfalls nicht angemeldet. Ich werde trotzdem um 13 Uhr dort sein. Mal sehen.
Tipp für heute: „Du, die du uns Elend bringst und Not.“ (aus Michael Stein ‚Gebet gegen die Arbeit‘)
Ahne |
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30. April 2023
Eine perfide Strategie wird im thüringischen Gera gefahren. Wer mal dasein sollte, Vorsicht! An der Straßenbahnhaltestelle Heinrichstraße, einem zentralen Umsteigeplatz, stehen draußen ein paar Kontrolleure und rauchen. Sie steigen nicht in die einfahrende Bahn. Die Türen der Straßenbahn schließen sich, die Bahn fährt an, Mitreisende ohne gültigen Fahrschein können aufatmen. Denken sie. Doch die Bahn fährt lediglich drei Meter, dann stoppt sie wieder, öffnet ihre Türen und nur die Kontrolleure steigen zu. Ein Passagier, der zwar einen Fahrschein in der Hosentasche, diesen aber nicht abgestempelt hat, eilt zum Entwerter, doch der wird vom Kontrolleur blockiert. 60 €, sonst holen sie die Polizei. Wer denkt, die anderen Mitfahrenden würden zumindest diskret aus dem Fenster gucken, wenn sie schon nicht für den armen Schlawiner Partei ergreifen, der irrt. In Gera bildet die AfD nicht umsonst die stärkste Fraktion, nein, einige zeigen mit ihrem Finger auf den Erwischten, murmeln: „Richtig so“, „Du hattest dich doch schon hingesetzt“, oder „Gib ihnen lieber deinen Ausweis, die haben recht“. Volkes Stimme. Doch ich möchte nicht in das Bashing der Thüringer und Sachsen, oder der Ostler im Allgemeinen, einstimmen, das sowieso nur denen nutzt, gegen die man zu sein vorgibt. Ich hatte eine wunderschöne Lesung in einem wunderschönen Geraer Club, den Kaiser-Werken, habe dort prima Menschen kennengelernt, den besten Spargel meines Lebens gegessen und in einer äußerst angenehmen Pension, ‚Zum Obstler‘, übernachtet. Überall gibt es Menschen, die das bessere Gesicht der Gegend sind. Wir müssen denjenigen den Rücken stärken, die nicht nach oben buckeln und nach unten treten.
Heute: Leipzig, UT Connewitz, 20:30 Uhr: Lange Nacht der Lesebühnen (Buchmessenabschlusslesung) mit Ella Carina Werner, Fabian Navarro, Jule Weber und mir
oder
Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Falko Hennig, Spider, Heiko Werning, Frank Sorge und der Superstargästin Julia Pijagin alias Piji Summer (Musik!)
Ahne |
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26. April 2023
Auf geht es zur Buchmesse nach Leipzig. Ich habe nämlich ein Buch geschrieben. Das möchte ich gerne herum zeigen. Ich habe gehört, es soll Menschen in Leipzig geben, die sich für Bücher interessieren. Verrückt! Heutzutage, Alter! Wo es Internet gibt und Drogen! Übrigens, morgens gelesen, wir Deutschen trinken immer noch zu viel Alkohol. Kann nicht sein, dachte ich mir und wollte direkt dem Alkohol abschwören. Dann jedoch las ich weiter und zwar jenes, was der Alkoholforscher Ulrich John vom Universitätsklinikum Greifswald herausgefunden hat, dass nämlich Männer 10 Jahre Lebenszeit gewinnen würden, wenn sie ihr Leben lang auf Alkohol verzichteten, Frauen dagegen 16 Jahre. Das hat mich absolut niedergeschmettert. Wir Männer ziehen aber auch wirklich immer die Arschkarte. Wir sterben sowieso schon früher, dann kriegen wir dauernd diese toxische Männlichkeit, überall wachsen Haare, ständig bekommen wir auf ’s Maul oder müssen andere auf ’s Maul hauen, sind außerdem an allem schuld und wenn wir unser Leben lang auf Alkohol verzichten, sterben wir trotzdem noch 6 Jahre früher, als eine durchschnittliche Frau, die das tut? Danke für nichts! Falls ihr mich also irgendwo in Sachsen oder Thüringen torkelnd antreffen solltet, das hat quasi einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Heute: Leipzig, Galerie für zeitgenössische Kunst, 19 Uhr: Lesung und Gespräch aus und über ‚Wie ich einmal lebte‘ beim Voland & Quist – Verlagsabend (anschließend Susann Rehlein und Ralph Tharayil)
und morgen, 27.4.
Leipzig, Horns Erben, 18 Uhr: Lesung aus ‚Wie ich einmal lebte‘, vielleicht singe ich auch ein Lied, oder zwei
und übermorgen, 28.4.
Gera, Kaiser-Werke, 20 Uhr: Lesung aus ‚Wie ich einmal lebte‘, vielleicht singe ich auch ein Lied, oder zwei
Ahne |
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21. April 2023
Gestern in Bernau noch Zeuge geworden, wie das Team um Oxo-86-Sänger Willi den Pokal beim Kneipen-Quiz gewann. Ein historischer Moment, wie mir versichert wurde. Das war nach der ausverkauften Lesung in der Buchhandlung Schatzinsel, die ich wirklich in mein Herz geschlossen habe. Ach, Bernau. Es kamen mehr Menschen zur Lesung als in München und Zürich zusammen. Tausende! Na gut, klein wenig übertrieben. Aber ein klein wenig darf man ja übertreiben, das hat das Bundesverfassungsgericht erst kürzlich wieder bestätigt. Der RBB schreibt übrigens, dass das Baumblütenfest in Werder dieses Jahr ein vollkommen neues Konzept ausprobiere, „Tradition statt Trinkgelage“. Äh, ich hab manchmal den Eindruck, die Verantwortlichen für die Schlagzeilen beim RBB können erst vor Kurzem aus weit entfernten und sicher ebenfalls wunderschönen anderen Regionen zugezogen sein. Was, wenn nicht ausuferndes Trinkgelage, soll denn die Tradition beim Baumblütenfest in Werder sein?
Heute: Greifswald, Koeppenhaus, 20 Uhr: ‚Wie ich einmal lebte‘, Ahne liest aus seinem autobiografischen Roman und singt vielleicht ein Liedchen
und morgen, Sa. 22.4.
Ribnitz-Damgarten, Bibliothek, 20 Uhr: ‚Wie ich einmal lebte‘, Ahne liest aus seinem autobiografischen Roman und singt vielleicht ein Liedchen (oder auch zwei)
und übermorgen, So. 23.4.
Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Heiko Werning, Spider, Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, sowie dem Superstargast Danny Dziuk (geniale Gassenhauer!)
Ahne |
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20. April 2023
Achtung, Achtung! Ich trete heute ganz klassisch in einer Buchhandlung auf. Also so, wie es die ständig nachrückenden Generationen von Journalistinnen und Journalisten immer wieder beschreiben, jedes Mal, wenn sie erneut davon überrascht sind, dass seit weit mehr als 30 Jahren es auch andere Lesungen gibt, Rock’n’Roll-Lesungen, Punk-Lesungen, Surf-, Tekkno-, Metal-, oder Schlager-Lesungen, wo Kühe durch den Raum fliegen, Tische, Schränke, die Luft von Opium-Dämpfen geschwängert ist, wo gesoffen und geprügelt wird, die Leute sich die Kleider vom Leibe reißen, wo man seines Lebens nicht sicher ist, dafür aber umso glücklicher, hinterher, obwohl man gar nicht weiß warum. Genau solch eine Lesung mache ich heute nicht, sondern, wie geschrieben, eine klassische Lesung, mit einem Wasserglas auf dem Tisch und einer brennenden Kerze als Beleuchtung. Das Publikum, es wird mucksmäuschenstill sein, bis auf diesen einen älteren Herrn in der ersten Reihe, dessen gleichmäßiges Schnarchen verrät, dass er wohl eingenickt sein muss. Nicht wecken! Legt ihm lieber eine Decke um die Schultern. Na, so oder so ähnlich wird es heute zugehen. Ick freu mir druff!
Heute: Bernau, Buchhandlung Schatzinsel, 19:30 Uhr: ‚Wie ich einmal lebte‘, Ahne liest aus seinem autobiografischen Roman und singt vielleicht auch ein Liedchen
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19. April 2023
Entschuldigen möchte ich mich, bei dem netten jungen Mann aus Zürich, den ich umherirrend in der Nacht von Montag zu Dienstag traf, nachdem ich es nicht geschafft hatte, beim Hostel den richtigen Code in den Kasten zu tippen, um meinen Schlüssel für die Eingangstür in Empfang nehmen zu können. Er nannte sich Luke und versprach, er könne mich an einen Ort bringen, wo es mir gut gehe, wo ich mich leicht fühlen würde, so wie er. Zur Demonstration tänzelte er ein wenig auf und ab, hin und her, ob ich ihn überhaupt sehen könne, ob ich in der Lage wäre seinen Bewegungen zu folgen. War ich. Seine Augen fast geschlossen. Er lächelte selig. Es schien ihm gut zu gehen. Trotzdem ließ ich mich nicht von ihm an diesen Ort bringen. Mein Misstrauen gegenüber dem Heroin beruht wahrscheinlich aus Ost-Zeiten. Borniert. Was ich da noch nicht wusste, ich hätte den Stoff auch gar nicht bezahlen können, denn die Schweizer Banknoten, die ich im Portemonnaie mit mir führte, waren nicht mehr gültig. Das erfuhr ich am nächsten Morgen, als ich ein paar Tafeln Schokolade für die Daheimgebliebenen als Mitbringsel erwerben wollte. Kann aber auch sein, er hätte mir die Droge umsonst gegeben. Im Ausland sind sie ja meistens gastfreundlicher als bei uns.
Tipp für heute: Immer noch einen Wechselpullover mitnehmen, in kalten Nächten gut als Unterlage auf der Parkbank.
Ahne |
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17. April 2023
Unangenehm war es mir gestern die Reformbühne nach einem ziemlich wundervollen Abend, Herr Sedlmeir rockte die Bude, aber wir anderen waren, wie sagt man gerne, auch nicht schlecht, so früh schon wieder verlassen zu müssen, ohne dass ich richtig betrunken gewesen wäre, doch jetzt in der Früh bin ich eigentlich ganz froh darüber. Ein wenig Sport gemacht, 5 km gejoggt, 80 Hockstrecksprünge, bisschen Gewichte gestemmt, Basketball, Eishockey, Tennis, danach ein Müsli zu mir genommen, mit Magerquark und nun geht es gleich los in die Schweizer Hauptstadt Zürich (ich weiß, dass Bern die Hauptstadt ist, Fehler streue ich absichtlich ein, damit ihr wach bleibt). In Zürich werde ich heute in der Zentralstraße erwartet, nicht in der Roten Fabrik, die organisiert das nur, Achtung, nicht in der Roten Fabrik, die organisiert das nur (manchmal schreibe ich auch was doppelt, für die, die es das erste Mal überlasen). Ich bin so verdammt aufgeregt! Das Ausland. Andere Sitten und Gebräuche. In der Schweiz sprechen sie ja vier Sprachen, ich dagegen nur eine. Die Sprache der Liebe.
Heute: Zürich/Sui, Restaurant Parea, 20 Uhr: ‚Wie ich einmal lebte‘, Ahne liest aus seinem autobiografischen Roman vor und singt vielleicht ein Lied
Ahne |
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