Überraschenderweise war ich nicht mal der Älteste des Abends

22. Januar 2011

Weil die Mitte Berlins derzeit fast ausnahmslos von traumtänzerischen Idioten in sündhaft teuren Assessoahs bevölkert wird, gut informierte Kreise berichten eine Klamottenmesse namens Feschin-Wiek würde die Stadt heimsuchen, war ich gestern bei einem krassen Kontrastprogramm in Karlshorst zugegen. Karlshorst, meine alte Heimat. Wo ich einst aufwuchs. Wo ich mich das erste Mal verliebte. Wo ich zum ersten Mal auf einem Elefanten ritt. Wo ich zum zweiten Mal auf einem Elefanten ritt. Wo ich später wieder wegzog. 4 Bands in einem unabhängigen Jugendzentrum. Bier 1 €. Backstage gabs Nudeln mit Tomatensoße und niemand schaute einen scheel von der Seite an. Wo gibts das schon noch im Europa der Thatchers und der Sarrazine? Muss mal sagen, die Bands dort hauten mich echt vom Hocker. Vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass ich lange nicht mehr einem Krachkonzert beiwohnte, aber ‚I love ambulance‘ (hoffe, dass sie so hießen) und ‚Mexican Standoff‘, ja, so stelle ich mir gepflegte Abendunterhaltung vor. Bei der dritten Band, die so was Doorsmäßiges, laut eigenen Aussagen Progressiv machte, musste ich dann leider gehen, obwohl auch die klasse waren. Fünf 16-jährige, mit interessanten Fönfrisuren, die nachts um halb 1 in Karlshorst instrumentalen Drogenrock auf höchstem Niveau anbieten, Hut ab, doch für mich gibt es zu dieser Zeit nur einen Platz an dem ich mich wohl fühle, das Bett (das unterscheidet die Zeit allerdings nicht groß von allen anderen Tageszeiten). Dank übrigens dem Publikum, welches erfreulich wohlwollend auch meinem kleinen literarischen Intermezzo lauschte.

Tipp für heute: Ruhig mal da vorbeischauen, wo man nicht mit dir rechnet.

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Ein Kommentar zu “Überraschenderweise war ich nicht mal der Älteste des Abends”

  1. 01

    Ha! Als ich hörte, dass wir vor oder nach dir auftreten sollten, was unmittelbar vorm Eintreffen im Jugendschuppen geschah, fühlte ich kurz ein Objekt, klopsähnlichen Zustands in meine Unterbuchse rutschen. Aber es war dann doch relativ entspannt und garnicht so, wie nach Michael Jackson auftreten.

    Jack Cheese am 4. Februar 2011 um 19:33

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