Corona-Tagebuch 403
1. August 2021
Zwei Frauen, die extra wegen der Querdenkerdemo aus München mit dem Auto angereist sind und irgendwo hier in der Gegend übernachten, fragten gestern, ob sie gefahrlos ihr Auto in unserer Straße parken könnten. Es ist mit Parolen gegen die „Corona-Diktatur“ übersät, welche zum Kampf für demokratische Freiheiten aufrufen. Versprechen konnten wir ihnen zwar nichts, aber sie taten uns leid, extra den weiten Weg angetreten, völlig umsonst. Und dabei hatten sie sich solche Mühe gegeben ihr Auto zu bemalen. Heute früh war das Auto dann weg. Hoffentlich nicht gemopst, vom Corona-Regime. Mehr als 200.000 Menschen demonstrierten gestern in über 150 französischen Städten gegen eine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen. Unter den 14.000 Protestierenden in Paris befanden sich auch viele ‚Gelbwesten‘. Vereinzelt kam es zu Ausschreitungen. Hunderte gingen im israelischen Tel Aviv gegen Corona-Maßnahmen auf die Straße. Auf Plakaten wurde unter anderem enthüllt: „Es gibt keine Pandemie, es ist ein Schwindel“. Im schweizerischen Luzern demonstrierten 5.000 Querdenker. Einen Rekord bei Neuinfektionen meldet der US-Bundesstaat Florida, 21.683 Fälle am Tag. Der dortige Gouverneur Ron DeSantis ist gegen Maskenpflicht und Impfvorschriften. Er schränkte zudem Möglichkeiten für Bezirks- und Gemeindeverantwortliche ein, Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus zu verhängen. Gestern lief in den USA das Corona-Moratorium für Zwangsräumungen bei zahlungsunfähigen Mieterinnen und Mietern aus. Millionen Menschen sind jetzt von der Obdachlosigkeit bedroht. Ein Stückweit Normalität. Der Vorschlag das Räumungsverbot bis 18. Oktober zu verlängern, scheiterte im Kongress. Großbritannien ruft schwangere Frauen wegen der Delta-Variante zur Impfung auf. Nach einer neuen Studie sei das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei ungeimpften Schwangeren erhöht. China verhängt wegen 5 Neuinfektionen eine Ausgangssperre über die Stadt Zhangjiajie, wegen 2 Fällen müssen im Pekinger Stadtbezirk Changping rund 41.000 Menschen in den Wohnungen bleiben. Im Juli wurden in ganz China 328 symptomatische Infektionen gezählt, fast so viele, wie im Zeitraum Februar bis Juni. Vier der wichtigsten internationalen Organisationen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Welthandelsorganisation (WTO), der internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben reiche Staaten aufgefordert ärmere Länder besser mit Impfstoff zu versorgen. In Entwicklungsländern herrsche eine „akute und alarmierende Knappheit“. Über 800 Covid-19-Tote meldet Ruanda, über 3.000 Namibia, über 9.000 Malaysia ebenso wie Myanmar. Ich fahre morgen für eine Woche mit der Tochter nach Jena, in der Absicht paar Tage Urlaub vom Schreibkram zu machen. Die Pandemie kommt sicher auch ohne mich zurecht. Leider. Der nächste Tagebucheintrag wird wohl frühestens nächsten Sonnabend verfasst. Nehme ich mir jedenfalls vor. Der Teufel soll mich holen, hocke ich bereits zuvor wieder hinter der Tastatur.
Heute: Berlin, FIT-Tankstelle, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne Riedel, Spider, Falko Hennig, Gott und mich, sowie der phänomenalen Superstargästin Merle Weißbach (relevante Hits am Cello!)
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