Corona-Tagebuch 424
29. August 2021
Zuerst dachte ich, es sei eine Junggesellenabschiedstruppe, als mir gestern 7 lautstark flachsende, leicht orientierungslose wirkende Männer reiferen Alters entgegen kamen, in unserer Straße. Bis ich ihre T-Shirts, alle trugen sie die gleichen, zuordnen konnte. Hell auf schwarzem Grund war da zu sehen eine Faust mit emporgerecktem Mittelfinger, darunter der Schriftzug ‚Fuckzzzin‘. Querdenker also, dem Dialekt nach zu urteilen aus dem südwestdeutschen Raum, welche mithilfe einer Karte, sympathisch eigentlich, versuchten zu ihrer Demo zu gelangen. Für eine Diktatur, in der wir jenen Widerstandskämpfern zufolge ja leben, ging gestern wieder so einiges. Während die Techno-Demo ‚Zug der Liebe‘ mit 4.000 Teilnehmenden in der Danziger Straße aufgelöst wurde, weil die Veranstalter keinen Einfluss mehr auf die Demonstrierenden gehabt und laut Polizei „somit nicht in ausreichendem Maß auf die Einhaltung der Hygienebestimmungen einwirken“ konnten, durften „mehrere tausend Personen in verschiedenen Aufzügen“ aus der Querdenkerszene, deren Demos „teilweise nicht genehmigt“ waren, unterwegs sein. Musste deshalb zum Filmtheater am Friedrichshain laufen, Skandal (!), weil die Straßenbahn nicht fuhr, die Polizei für die Querdenker freundlicherweise die Greifswalder Straße gesperrt hatte. Fand ich ehrlich gesagt nicht weiter schlimm, es wäre bloß schön, könnten sie aufhören ständig rumzujammern. Guckte mir im Kino ‚Nomadland‘ an. Sozialromantischer Kitsch. Extrem langweilig. Warum dieser Film irgendwelche Preise bekommen hat, mysteriös. Nicht enden wollende zwei Stunden, selbst die Hauptfigur blieb mir fremd. Dazu Klaviermusik aus der Hölle. Ein Pflichtprogramm für Masochisten. Auch in Frankreich gab es Sonnabend wieder Proteste, das zehnte Mal in Folge. Zehntausende auf 200 Demonstrationen, berichten die Medien. Während Australien einen Rekord bei Neuinfektionen meldet, 1.321 Fälle am Tag, sinken in Indonesien sowohl Infektions- wie auch Todeszahlen, endlich! Über 700 Covid-19-Tote verzeichnet Mauretanien, über 5.000 Kuba, über 15.000 Myanmar. Zwischen Markus Söder (CSU) und Robert Habeck (Grüne) wurde von ‚Spiegel‘, ‚t-online‘ und dem Magazin ‚Vice‘ ein „Streitgespräch“ veröffentlicht. Darin Söder zur Bewältigung der Corona-Pandemie in Deutschland: „Unter dem Strich ist das gut gelaufen.“, was Habeck kontert mit: „In der Gesamtsumme haben wir gesehen, dass die Vorgaben oder das Vorgehen der Regierung richtig waren.“ Vorbildliche Streitkultur!
Heute: Berlin, FIT-Tankstelle, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne Riedel, Heiko Werning, Spider, Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, sowie dem phantastischen Superstargast Josias Enders (Musik ohne Klavier!) zieht euch besser dicker an, gegen Regen sind wir geschützt, durch unser neues Zeltdach
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