Ohne Taschentelefon lernt man viel mehr Menschen kennen

19. April 2023

Entschuldigen möchte ich mich, bei dem netten jungen Mann aus Zürich, den ich umherirrend in der Nacht von Montag zu Dienstag traf, nachdem ich es nicht geschafft hatte, beim Hostel den richtigen Code in den Kasten zu tippen, um meinen Schlüssel für die Eingangstür in Empfang nehmen zu können. Er nannte sich Luke und versprach, er könne mich an einen Ort bringen, wo es mir gut gehe, wo ich mich leicht fühlen würde, so wie er. Zur Demonstration tänzelte er ein wenig auf und ab, hin und her, ob ich ihn überhaupt sehen könne, ob ich in der Lage wäre seinen Bewegungen zu folgen. War ich. Seine Augen fast geschlossen. Er lächelte selig. Es schien ihm gut zu gehen. Trotzdem ließ ich mich nicht von ihm an diesen Ort bringen. Mein Misstrauen gegenüber dem Heroin beruht wahrscheinlich aus Ost-Zeiten. Borniert. Was ich da noch nicht wusste, ich hätte den Stoff auch gar nicht bezahlen können, denn die Schweizer Banknoten, die ich im Portemonnaie mit mir führte, waren nicht mehr gültig. Das erfuhr ich am nächsten Morgen, als ich ein paar Tafeln Schokolade für die Daheimgebliebenen als Mitbringsel erwerben wollte. Kann aber auch sein, er hätte mir die Droge umsonst gegeben. Im Ausland sind sie ja meistens gastfreundlicher als bei uns.

Tipp für heute: Immer noch einen Wechselpullover mitnehmen, in kalten Nächten gut als Unterlage auf der Parkbank.

Allgemein | Kommentare

Kommentar schreiben

  •  
  •  
  •  

Verfolge neue Kommentare zu diesem Beitrag mit diesem Kommentar-Feed.

Kategorien