Autofahren will ich trotzdem nicht (weil ich blöd bin)
14. Dezember 2023
Es ist müßig auf die Bahn zu schimpfen. Die armen Menschen, die bei ihr arbeiten, können ja nichts dafür. Das weiß ich ganz genau, weil ich nämlich immer alles weiß. Doch in den letzten beiden Tagen fiel es mir schwer, den ihren Kopf hinhaltenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Infoständen und Bordbistro ein Lächeln zu schenken. Selbst wenn ein Zug mal fuhr und nicht ausfiel, wegen kaputter Stellwerke, kaputter Weichen, kaputter Züge, kaputten Lokführerpersonals, konnte man nicht entspannen, weil immer damit zu rechnen war, dass sich die Lage ändert und dann hieß es schnell reagieren. Wo informieren, wo aussteigen, auf welchem Bahnsteig umsteigen? Wie käme man anderweitig in die gewünschte Richtung voran. Dass die Schweizer kaum noch Züge der Deutschen Bahn auf ihr Territorium lassen, finde ich verständlich, weil die auch dort alles durcheinanderbringen. Den Vogel schoss der Zug Basel – Berlin ab, den ich gestern auf meiner Rückreise von der Schweizer Lesebühne ‚Satz & Pfeffer‘ bestieg. Tür kaputt, egal, nahm ich eine andere. In meinem Wagen stand: ‚Lautsprecherdurchsage defekt‘. Die ersten beiden Klos nach links und rechts waren verriegelt, der Zug fuhr ohne Bordbistro, die Steckdosen funktionierten nicht und auf dem Bildschirm las ich weiß auf blau: „Frankfurt am Main“. Hä? Ich guckte noch mal am Bahnsteig, da stand weiter „Berlin-Ostbahnhof“. Zugpersonal schien es im Zug nicht zu geben. Wir fuhren. Es wurde kälter. Okay, die Heizung, egal, Jacke anziehen. Weil der Zug so leer war, wurde ich misstrauisch, schaltete meinen Reisecomputer an (Akkufunktion) und siehe da, RBB-Seite: ‚kein Zugverkehr zwischen Basel und Berlin, mindestens bis Freitag. Stellwerk immer noch kaputt.‘ Umleitungen scheinen nicht mehr möglich zu sein, heutzutage. Ich Fuchs wollte nicht wie auf der Hinfahrt im Frankfurter Hauptbahnhof stranden, wo mir der Anblick der Zombie-Junkees, die mit ihren abgehackten Bewegungen dauernd irgendwelche Passanten rammten, den Appetit verdarb und verließ den Zug bereits in Mannheim. Den Rest erspare ich euch. Bin ja angekommen.
Tipp für heute: Öffentlicher Nah- und Fernverkehr gehört wie alles was mit Grundversorgung der Bevölkerung zu tun hat in staatliche Hände.
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