Tiefpunkte teutscher Television

23. Mai 2012

Einen neuen Tiefpunkt in Sachen Diskussionskultur hat die ARD in den letzten beiden Tagen zustande gebracht. In den Talkshows ‚Hart aber fair‘ und ‚Menschen bei Maischberger‘ ging es um Fußball, um Krawalle, Geld und Fankultur. Bei ‚Hart aber fair‘ war ja wenigstens noch ein Fanclub-Vertreter dabei, welcher natürlich kaum zu Wort kam wenn es um brisante Fragen ging, dazu eine Fänine, die auf mich etwas unbedarft wirkte, ansonsten aber tummelten sich Reporter, Fernsehansager, Funktionäre, Polizeisprecher und Kabarettisten, welche selten dämliche Aussagen ablieferten. Zum Beispiel äußerte jemand, dass er die Faszination für Böller und Pyrotechnik überhaupt nicht verstehen könne und, ich bin ja nun wahrlich kein Freund von Silvester, aber wenigstens einer hätte dem Herrn mal erklären können, dass diese Faszination seit alters her in der Menschheit besteht. Der von mir ansonsten geschätzte Werner Schneyder forderte gar ein Verbot von Fahnen und sonstiger „Choreographie“, weil dies faschistoid sei, er verstehe nicht warum Menschen sich zu Fanclubs zusammenschlössen, die könnten doch alleine, oder mit ihren Kindern, oder mit ihrem Saufkumpel (der hat wirklich Saufkumpel gesagt) hingehen. Ich denke, dass sind sicherlich Meinungen, die man mal äußern kann, aber da hätte es wirklich auch gereicht die ersten besten 10 Leute aus der Kassenschlange der Kaufhalle in die Sendung zu bestellen. Das Niveau wäre zumindest nicht schlechter gewesen. Gefordert wurden natürlich höhere Preise „am besten zehnmal so hoch“, die Abschaffung der Stehplätze und „alle verhaften“. Dass man Probleme damit nur verlagern würde, wie in England, wo die Gewalt (wenn man denn das Abfackeln von Pyrotechnik der Gewalt zuordnen will) sich nun eben in den unteren Ligen austobt oder gleich auf der Straße (im Übrigen wesentlich schwerer zu kontrollieren), kein Ton dazu. Dass die Faszination beim Fußball nur zu einem Teil vom Spiel selbst ausgeht, sondern eben auch von der Atmosphäre auf den Rängen (gestern zu beobachten bei einem grottenschlechten Freundschaftsspiel Bayern gegen Niederlande, ohne Fanblocks, ohne Stimmung aber mit total überflüssiger Fernsehübertragung), kein Ton dazu, oder wenn, dann wurde er sofort als Verharmlosung diskreditiert. Ich selber bin übrigens weder Ultra, Hooligan noch ein Verfechter von Pyrotechnik oder Unterstützer solcher Gruppierungen aber wenn man mal Fußballübertragungen aus Stadien der verblichenen Sowjetunion gesehen hat, diese Sterilität, diese freudlose Atmosphäre dort, das ist des Fußballs Tod.

Tipp für heute: „Och nö, nich schon wieder Fußball“ denken.

Allgemein | Kommentare

Kommentar schreiben

  •  
  •  
  •  

Verfolge neue Kommentare zu diesem Beitrag mit diesem Kommentar-Feed.

Kategorien