Das wird man doch wohl mal sagen dürfen

25. Mai 2012

Auf dem Weg nach Karl Chemnitz-Stadt im Zug von Berlin nach Leipzig redete hinter mir ein fränkischer Geschäftsmann unentwegt auf eine Bayerin ein, weil diese den Fehler beging, ihm zu erzählen, sie hätte in Berlin-Schöneberg in einem Viertel gewohnt, wo auch sehr viele Schwule verkehrten. Er sagte natürlich, dass er gar nichts gegen die hätte und im Nationalsozialismus, das sei nicht richtig gewesen, was man mit denen gemacht habe, trotzdem: „Dass man die Lebenspartnerschaft von Homosexuellen gleichstellen will mit der Ehe, das verstehe ich nicht, denn die Ehe, die wird ja nun mal vom Staat lediglich deswegen unterstützt, weil er sich davon etwas verspricht, weil da Nachwuchs kommt, denn, selbst wenn Homosexuelle Kinder adoptieren, wie sollen diese denn…, ich meine, die lernen ja gar nicht, wie man sowas macht.“ ‚Genau‘, hätte ich fast dazwischen gefunkt, ‚weil Mutti und Papi ja normalerweise ihren Kindern an Hand praktischer Unterweisung beibringen, wie der Storch die Babys und so. Das können Schwule und Lesben selbstverständlich nicht. Das ist ja wider ihre Natur.‘ Ich ließ es aber bleiben. Noch skurriler seine nachfolgende Erkenntnis: „Man stelle sich mal vor, Deutschland wäre ja ausgestorben, nach dem 30-jährigen Krieg, wenn da alle homosexuell gewesen wären.“ Warum er allerdings ausgerechnet den 30-jährigen Krieg erwählte, bleibt sein Geheimnis. Wäre Deutschland etwa nicht ausgestorben, wenn nach dem Mauerbau alle homosexuell gewesen wären? Oder nach der Einführung des Farbfernsehens? Nach der großen Durchfallattacke von Kaiser Otto dem Ersten?

Heute: Berlin-Pankow, Zimmer 16, 21 Uhr: Ahne liest, singt und trinkt (brandneue Texte, olle Lieder, diverse Getränke)

Allgemein | Kommentare