Dabei haben wir uns doch solche Mühe gegeben

24. Januar 2013

Normalerweise würde mir ja diese Langweilerzeitschrift gar nicht in die Finger kommen, aber manchmal ist in meinem Lieblingsimbiss alles andere bereits vergriffen und dann nimmt man eben was übrig bleibt, ist ja umsonst, hähä, Umsonstmentalität, und so geschah es, dass heute zum gebratenen Reis mit Gemüse ich den ‚Stern‘ durchblätterte, jenen, vom 17.01. 2013, keine Ahnung wie oft der so erscheint, Ignorant, hähä. Na, jedenfalls passiert es scheinbar doch aller Jubeljahre, dass man selbst im größten Scheißhaufen einen makellos geschliffenen Diamanten entdeckt. Tyll Schönemann, ehemaliger Chefredakteur jenes Käseblattes aus keine Ahnung hat die Schnauze voll. Von Berlin. Und das lässt ja fast hoffen. Nach zehn Jahren reicht es ihm endgültig. „München, Hamburg, Heimatstadt – egal, nur raus hier.“ Und dann listet er zwei volle Seiten auf, was ihn so nervt. Nämlich genau das, was Berlin so ausmacht, wovon man selber aber schon dachte, dass es am Verschwinden sei. Dieses Unfertige, diese Gleichgültigkeit, dieses „Wechselbad der Gefühle“ zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“ , nebst den unfreundlichen Busfahrern natürlich, den U-Bahn-Schnorrern, den hässlichen Graffitis (im Gegensatz zu den schönen Graffitis), den frechen Migranten, den Menschen, die auch ohne viel Arbeit ihr Auskommen haben, von allem gibt es zu viel, „weit über ein erträgliches Maß hinaus“. Tyll Schönemann resümiert: „Der Berlin-Hype ist zu Ende. Spätestens mit dem Flughafen-Desaster wurde der Stadt ihre Maske abgenommen. Zum Vorschein kommt eine notorisch unehrgeizige, osteuropäische Hauptstadt mit einer notorisch unehrgeizigen Regierung und Bürgern, die sich autistisch in ihre jeweiligen Milieus zurückziehen.“ Ach, wie schön wäre es, wenn Tylli-Boy recht haben würde und dies auch all die anderen Weltstadtmanager endlich erkennen und ihre Koffer packen. „Berlin ist Leinwand für allerlei Phantasten.“ Tja, gibt vielleicht doch noch Hoffnung. Oder wie der Busfahrer meinte: „Wat will ik denn da?“

Heute: Berlin-Wedding, La Luz, 20:30 Uhr: Brauseboys (mit Billy Rückwärts und mich als Gäste)

Allgemein | Kommentare

Ein Kommentar zu “Dabei haben wir uns doch solche Mühe gegeben”

  1. 01

    Wär ja zu schön… wenn die Spinner alle abhauen, überleg ich mir vielleicht doch, mal zurückzukommen.

    hafensonne am 24. Januar 2013 um 19:30

Kommentar schreiben

  •  
  •  
  •  

Verfolge neue Kommentare zu diesem Beitrag mit diesem Kommentar-Feed.

Kategorien