Brauchtumspflege ist Herzenssache
30. November 2014
Heute ist ja 1. Advent und traditionellerweise wird da natürlich auch bei uns eine Eichkatz ausgeweidet und an den Türrahmen gehängt und wer darunter durchgeht, der muss küssen, jenes Lebewesen was ihm als nächstes begegnet, hei, das ist immer eine Riesengaudi, wie der Berliner sagt. Nachmittags treffen wir uns an der Kaffeetafel, verkleidet als Wichtel und dann pusten wir um die Wette Luftballons auf und wessen Ballon als erster platzt, der darf die Torte anschneiden. Manchmal ist Senf drin, in der Torte, das ist aber eher ein neuerer Brauch, meist ist sie komplett aus Zucker, aus gutem Weisszucker und oben drauf verziert mit Tannengrün, eigentlich Kiefergrün aber der Volksmund sagt Tanne zur Kiefer. Sind wir ordentlich abgenudelt legen wir uns auf die Couch und dösen, der Fernseher wird eingeschaltet und man guckt was grad so kommt. Dazu wird nach Herzenslust der Rotz hochgezogen. Wenn Mutti schreit, kurz nach der Tagesschau, müssen wir Eier suchen, dann gibt es Geschenke und dann gehen wir auf die Straße und zünden Raketen an. Leider bin ich zu dieser Zeit immer schon auf Arbeit, weil Advent ja blöderweise dauernd auf einen Sonntag fällt.
Heute: Berlin, Panorama-Lounge im Haus Berlin, 20:15 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Jakob Hein, Uli Hannemann, Heiko Werning, Falko Hennig, Jürgen Witte und mich sowie dem Daumenkino von Volker Gerling und der Ein-Mann-Punkband Doc Schoko
2 Kommentare zu “Brauchtumspflege ist Herzenssache”
01
Rotz hochziehen erst ab dem zweiten Advent. Man muss sich schon um authentisches Brauchtum bemühen.
02
Das ist von Stadtbezirk zu Stadtbezirk unterschiedlich. Im Prenzlauer Berg wurde, im Gegensatz zum Stadtbezirk Pankow, der Rotz immer schon am 1. Advent hochgezogen. In Pankow ab dem 2. Advent und in einigen Gegenden Köpenicks gar erst ab dem 6. Januar (orthodoxe Siedlungsgebiete z.B. Müggelheim).
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