Durchsichtig aber genügend
17. Februar 2010
Fragt mich doch neulich meine Mutter, ob der Westerwelle jetzt komplett verrückt geworden sei, wegen seines Gequatsches über ‚Spätrömische Dekadenz‘ im Zusammenhang mit Sozialleistungen und ich, besserwisserisch, schon da zu ihr: „Ist zwar kompletter Stuss aber bewusst eingesetzter Stuss. Denn um vom eigenen Versagen abzulenken, passt es immer ganz gut, den Zeigefinger auf andere zu richten. Beispielsweise, die Armen gegen die Ärmsten zu hetzen. Methode Sarrazin. Die wird ziehen, wirste sehen.“ Und was muss ich heute in der ‚Berliner Zeitung‘ lesen? Richtig, einen Leserbrief. Frau Emanuela Wilm schreibt:“… Wenn sie mal mit einem Friseur, Klempner, Schneider, Metzger oder Restaurantbesitzer reden, werden sie nur auf Zustimmung für das von Herrn Westerwelle Gesagte stoßen. Und mit Recht. Denn diese Kleinunternehmer arbeiten oft 14, 16 Stunden am Tag und haben manchmal weniger übrig als ein Hartz 4-Empfänger ausgezahlt bekommt…“ Genau Frau Wilm, da haben sie wahrscheinlich auch Recht, aber was sollte man daraus schlussfolgern? Weniger arbeiten? Das Geschäft aufgeben? Irgendetwas, das die eigene Lage bessert? Oder etwa doch, den Hartz 4-Empfängern noch weniger geben, damit der Abstand wieder hergestellt ist, damit man sich wieder als etwas Besseres fühlen kann? Ich bin gespannt, wann Herr Westerwelle auf die Kopftuchmädchen zu sprechen kommt. Müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das dann nicht für 10 % reicht.
Tipp für heute: Kapitulation, ohoho.
3 Kommentare zu “Durchsichtig aber genügend”
01
Tja, erst neulich im Radio gehört, daß in Deutschland ein „nach unten gerichteter Sozialneid sehr verbreitet wäre.“
Ich meine, mal ehrlich: müssen denn die Hartz4er wirklich mehr bekommen, als der Westerwilli?! Da hört der Spaß aber echt auf!
Ich überleg auch schon langsam, ob ich mich nicht lieber zu meinen Kumpels mit in die Hängematte lege.
Aber Scheiße is, die kriegen auch nicht mehr als ich. Obwohl – ich müßte dann nicht jeden Tag ins Hamsterrad steigen…
Lange Rede, kurzer Sinn: hier läuft doch irgendwas nicht richtig.
Vielleicht sollte der Westerwilli das Ding mal ganz übernehmen. So als Kanzler. Kalter Putsch, oder so. Dann gehts aber ganz anders lang, aber HALLO!!
02
Zu Emanuela Wilm: „Die ehemalige Journalistin ist seit April 1997 für die Volkswagen AG tätig. Unter ihrer Leitung wurde das Team Neue Medien in der Kommunikation aufgebaut, 2001 präsentierte sie den B2B Marktplatz von Volkswagen der Öffentlichkeit. Bereits 2000 begleitete sie den damals weitläufig diskutierten Entstehungsprozess der Auto 5000 GmbH, zwei Jahre später betreute sie die Pressearbeit der Hartz-Kommission in Berlin.“
03
@ Dan Richter: Ob Frau Wilm bei der Volkswagen AG auch weniger bekommt als ein Hartz 4-Empfänger? Und trotzdem 25 Stunden täglich arbeitet? Wäre ja ein Skandal!
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