Corona-Tagebuch 151

19. November 2020

Das neue Infektionsschutzgesetz wurde von Bundestag und Bundesrat beschlossen. Die Abgeordneten der AfD hielten während der Sitzung Plakate hoch, auf welchen sie das Grundgesetz symbolisch beerdigten, auch Linke und FDP stimmten dagegen, während die Grünen dafür waren. Vor den Absperrungen des Reichstages löste die Polizei eine Protestdemonstration unter Einsatz von Wasserwerfern im Sprühmodus auf, 365 Demonstranten wurden vorübergehend festgenommen, nach Angaben der Polizei 10 ihrer Kollegen verletzt. Unter den Demonstranten wieder welche mit schwarz-weiß-roten Fahnen, andere, die Schilder von Politikern und Wissenschaftlern in Sträflingskleidung zeigten, die überwiegende Mehrheit jedoch scheint aus der „Mitte“ der Gesellschaft zu kommen, das Bürgertum. Auch auf der Gegenseite bildet sich eine Art Querfront. In Kommentaren sozialer Netzwerke empören sich neben vielen Linken auch stramm Konservative über die „Covidioten“. Nicht wenige fordern die ganzen Demonstrationen zu verbieten, mit voller Härte gegen „Störer“ vorzugehen, bis hin zu bekannten Äußerungen wie: „normale Menschen gehen um die Zeit arbeiten“. Die Fronten verhärten sich. Auf der einen Seite Angst vor der „Corona-Diktatur“, welche merkwürdigerweise meist mit Angst vor der Impfpflicht gekoppelt ist, warum sollte eine Diktatur die Menschen gegen das impfen, was ihr die diktatorischen Möglichkeiten erst verschafft? Auf der anderen Seite die Angst vor dem Virus, welche ebenfalls oft ins Irrrationale kippt. Nach Demonstrationen, egal wie groß sie waren, ob nun Black-Lifes-Matter, Anti-Lukaschenko-Demos, oder Querdenker-Protest ist bisher nie ein wesentlicher Schub für das Infektionsgeschehen ermittelt worden, ganz im Gegensatz zu Gottesdiensten oder dem Arbeitsalltag in Fleischzerlegebetrieben. Wir müssen auch nach der Pandemie weiter zusammen leben. Je mehr man sich in etwas hinein steigert, desto schwerer fällt der Weg zurück. Was Lustiges zwischendurch: CSU-Landesgruppenkasper Alexander Dobrindt hat von Bund und Ländern für kommende Woche weitere Einschränkungen gefordert. Einschränkungen für den Einzelhandel dürfe es allerdings nicht geben, so Dobrindt. Tätä! Bis Weihnachten sollen in der Hauptstadt-Region um Madrid alle 6,6 Millionen Einwohner auf das Coronavirus getestet werden. Massendiagnosen seien laut Regionalpräsidentin Isabel Diaz Ayuso „der Schlüssel um das Virus zu bezwingen“. Ungarn verlängert den Corona-Notstand bis 8. Februar 2021. New York City schließt erneut die Schulen. Der Berliner Senat plant sechs Impfzentren zu errichten, ein großes soll am ehemaligen Flughafen Tempelhof entstehen. Der Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistungen in Deutschland macht darauf aufmerksam, dass viele Prostituierte keinerlei Zuwendungen erhalten und gezwungen sind illegal weiter zu arbeiten. Legal dürfen seit heute Katzen- und Hundefrisöre in Tschechien wieder werkeln, Frisiersalons für Menschen bleiben aber weiter geschlossen. Laut einer spanischen Studie haben Hundebesitzer übrigens ein höheres Risiko sich mit Covid-19 zu infizieren, als andere. Warum, können die Forscher bisher nicht erklären. Der Kontinent Afrika mit seinen circa 1,3 Milliarden Einwohnern verzeichnet mittlerweile mehr als 2 Millionen Corona-Infektionsfälle, weniger als Frankreich, und mehr als 48.000 Opfer der Seuche, 5.000 weniger als Großbritannien. Gibt es da etwa weniger Hunde? Einen Rekord bei Neuinfektionen meldet Japan, 2.000 am Tag. Über 100 Covid-19-Tote in Belize, über 300 in Norwegen und in Litauen, über 600 in Usbekistan, über 900 in Slowenien, über 2.000 in Österreich und in Irland, über 4.000 in Guatemala, über 5.000 in Marokko, über 15.000 in Belgien, über 250.000 in den USA. Laut dem von der Deutschen Post in Auftrag gegebenen und vom Institut für Demoskopie in Allensbach ermittelten „Glücksatlas“ ist die Lebenszufriedenheit der Bundesbürger im Jahre 2020, Überraschung (!), zurück gegangen. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerteten die Befragten ihre allgemeine Zufriedenheit im Schnitt mit 6,74 Punkten. Der bisherige Höchststand wurde im Jahre 2019 mit 7,19 Punkten erreicht. Bei mir hat zwar niemand angerufen, aber ich würde mal so sagen: Sternzahl, circa.

Tipp für heute: Die Sterne zählen.

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3 Kommentare zu “Corona-Tagebuch 151”

  1. 01

    Ick mag ma wieda wat anderes lesen, hören usw. als Amiwahlen und Karola. Hab keine große Hoffnung, dass das überhaupt oder gar bald passiert.
    Leiste zivilen Ungehorsam. Schalte um oder aus. Höre alte Sachen (aus 2018 oder so), unterstütze local dealer und Kleinkünstler und verweigere so gut wie´s geht Zwischennetzeinkäufe.

    Olaf am 19. November 2020 um 21:24
  2. 02

    Kann dich gut verstehen. Macht ja auch keinen Spaß. Ich schreibe neben meinem Corona-Tagebuch auch viele andere Sachen, bei denen „Karola“ höchstens am Rande eine Rolle spielt. Doch das hier habe ich nun einmal begonnen, dann ziehe ich es auch durch. Bin vielleicht mehr Arbeiter als Künstler.

    Ahne am 20. November 2020 um 10:12
  3. 03

    Sollte auch keine Kritik an Dir sein. Eher sone Art Weltschmerz. Das Schlümme ist, dass ich Leute kenne, die ich schon ziemlich gut leiden kann. Und die sagen, also nicht alle, die kenne, nur die an die ich gerade denke, für sie ändert sich nüscht, wenn allet zu iss. Sie leben wie imma. Au weia. Mit 40 frühvergeist.

    olaf am 21. November 2020 um 21:18

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