Corona-Tagebuch 184

22. Dezember 2020

Freund und Kollege Heiko Werning wies mich darauf hin, dass Zoos und Tierparke gar nicht geschlossen seien. Man müsse also nicht notgedrungen die Mäuse im Gleisbett des U-Bahnhofes Osloer Straße betrachten. Das ist schön und ich entschuldige mich für meinen Fehler. Genau recherchieren, Ahne, sonst wird dir links und rechts alles um die Ohren gehauen. Gestern ein weiteres Buch während der Coronazeit zu Ende gelesen. Helmut Kuhn ‚Gehwegschäden‘, ein Berlin-Roman des jetzigen Jahrtausends. Erinnert an ‚Berlin-Alexanderplatz‘ von Alfred Döblin und ist durchaus zu empfehlen. Ganz eigene Erzählweise. Ich hatte nach der Lektüre Lust einem der normalerweise im ‚Sankt Oberholz‘ vor ihren Laptops sitzenden Werbefuzzis die Fresse zu polieren. Vielleicht habe ich den Roman aber auch falsch verstanden. Außerdem darf man im ‚Sankt Oberholz‘, welches mindestens zwei weitere Filialen mittlerweile eröffnet hat, zur Zeit nicht sitzen und „Fresse polieren“? Würde ich das Echo vertragen? Der Chefvirologe der Charite Christian Drosten klingt angesichts der neuen englischen Virusvariante heute deutlich besorgter als gestern: „Das sieht leider nicht gut aus.“ 7 aus Großbritannien eingereiste Personen wurden am Hamburger Flughafen positiv getestet. Laut Europäischem Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle gab es bereits in drei weiteren europäischen Ländern, Island, Dänemark und Niederlande, Fälle mit der Corona-Variante, Medienberichten zufolge auch in Belgien und Italien. Schweden verhängt Einreisesperren für Großbritannien und Dänemark. Israel schließt, ebenso wie Kuwait und Saudi-Arabien, seine Grenzen für alle Ausländer. Benjamin Netanjahu: „Diese Mutation könnte auch Corona 2 sein.“ Die Türkei hat 4.603 Passagiere, die am oder nach dem 14.12. aus Großbritannien kamen, in Quarantäne geschickt. Die Schweiz sucht „einige Tausend“ eingereister Briten, die sich hauptsächlich auf Skipisten tummeln dürften, um jene zu isolieren. Und: die Deutsche Post nimmt keine Paketsendungen nach Irland oder Großbritannien mehr an, weil die Transportwege unterbrochen seien. Neue Maßnahmen auch in Südamerika. Ekuador verhängt einen Shutdown für 30 Tage und erlässt eine Ausgangssperre von 22 bis 4 Uhr. Peru weitet die Ausgangssperre in der Hauptstadt Lima aus und sperrt die Strände. Uruguay macht seine Grenzen dicht, mit Ausnahmen für humanitäre Hilfe und Frachttransporte. Einen Shutdown ordnet, nach steigenden Infektionszahlen, die kanadische Provinz Ontario an, zwischen dem 26.12. und dem 23.01., was von Krankenhausverbänden scharf kritisiert wird, da zu spät. Ministerpräsident Doug Ford verteidigt das Vorgehen. Hierdurch könnten sich Betriebe vorbereiten und Restaurants einen Teil ihrer Vorräte noch verkaufen. Eben! Und man kann noch shoppen gehen und Partys feiern, ist doch auch gut. Indien meldet die niedrigste Zahl an Neuinfektionen seit dem 3. Juli, 19.556. 28 mehr als heute in Deutschland, allerdings hat Indien auch ein paar mehr Einwohner. Seit langer Zeit ist der Inzidenzwert bei den Infektionen in Sachsen leicht zurück gegangen, in Oppach (Ostsachsen), demonstrierten trotzdem 80 Menschen gegen die Maßnahmen. In Israel ist erstmals ein Mensch gestorben, der sich zum zweiten Mal mit dem Virus infizierte, gab das Schiba-Krankenhaus in Tel Aviv bekannt. Mindestens 400.000 Menschen starben 2020 in den USA mehr als 2019. Seit 1918 hat es einen solchen Anstieg nicht gegeben. Damals wütete nicht nur der 1. Weltkrieg sondern auch die ‚Spanische Grippe‘. Die Schlagzeile von tagesschau.de „2020 tödlichstes Jahr in der US-Geschichte“ finde ich trotzdem doof. Tödlichstes Jahr, was kann das Jahr dafür? Über 500 Covid-19-Tote meldet Finnland, über 700 Südkorea, über 2.000 Costa Rica, über 7.000 Marokko, über 9.000 die Philippinen, über 20.000 Indonesien. Telefonbetrüger versuchen momentan in Deutschland „erste Corona-Impfstoffpakete“ zum Preis von 6.000 € an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Zwar ließ die EU gestern den Biontech/Pfizer-Impfstoff zu und Deutschland startet mit den Impfungen am 27.12., doch seien diese kostenlos, versicherte die gerufene Polizei. Außerdem bat sie uns Bürger, falls Nachbarn zu viel Besuch hätten, jene doch erst mal zu bitten, die Regeln einzuhalten, bevor man sie rufe. Gestern mussten Polizisten einen christlichen Gottesdienst mit 80 Teilnehmern in Essen auflösen, weil laut gesungen, keine Masken getragen und der vorgeschriebene Abstand nicht eingehalten wurde.

Tipp für heute: Die Taste neben dem D.

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