Corona-Tagebuch 254

2. März 2021

Begonnen Stefanie Sargnagels ‚Dicht‘ zu lesen. Muss aufpassen, dass ich es nicht zu schnell tue, ist ja nur ein dünnes Buch und liest sich gut weg. Fühle mich ihr beim Lesen verwandt, hatte ja auch eine Zeit, in der ich mich in Kneipen zuhause fühlte, nur fing das bei mir erst später an. Mit 15 lungerte ich hauptsächlich noch zuhause rum, in meinem Zimmer, so wie auch jetzt wieder. Kreislauf? Werde ich am Ende wieder in den Schoß meiner Mutter zurück kriechen? Wo treiben sich momentan eigentlich jene Leute rum, die von der Leistungsgesellschaft angewidert sind? In den Medien scharren gerade alle mit den Füßen, überbieten sich in Öffnungsforderungen. Wie durchsichtig. Kaum gibt es Mehrheiten bei Meinungsumfragen, die den Shutdown ablehnen, schwenken auch die Regierungspolitiker um. Markus Söder, der „harte Hund“, öffnet die Baumärkte in Bayern, CDU-Vorsitzender Armin Laschet äußert sich im Stile eines Oppositionellen: „Jetzt gilt konzentrierte Sicherheit statt dauerhaftes Schließen“, so der Regierungschef von Nordrhein/Westfalen. Aha. Und was galt vorher? Wirtschaftsminister Peter Altmaier hält es für verantwortbar den Lockdown der Wirtschaft im März weiter zu lockern. Wann war die „Wirtschaft“ denn mal im Lockdown? Gesundheitsminister Jens Spahn: „Wir haben den Weg raus aus der Pandemie begonnen.“ Gestern? Heute? Letzte Woche? Morgen treffen sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentinnen der Länder. Vielleicht ist übermorgen ja bereits alles wieder offen. In Rheinland/Pfalz dürfen seit heute Grundschul- und Förderlehrer, Kindergärtnerinnen, Hebammen und Beschäftigte aus Reha- und geriatrischen Kliniken geimpft werden. 1.600 Kita-Beschäftigte wurden in Bremen bereits geimpft. Bayern beginnt heute mit der Impfung von Polizisten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von großen Firmen müssen in Tschechien künftig einmal die Woche auf Corona getestet werden. Im österreichischen Bundesland Vorarlberg dürfen ab 15. März Gastronomie und Kultureinrichtungen öffnen. Kultureinrichtungen? Hat sich bestimmt jemand verschrieben. In einigen Provinzen der Türkei mit niedrigen Infektionszahlen öffnen Cafes und Restaurants, ebenso Schulen. Die Ausgangsbeschränkungen am Wochenende werden dort aufgehoben. Gaststätten öffnen auch in Bulgarien, nach dreimonatiger Schließung, unter Auflagen. Finnland dagegen erklärt wegen der Corona-Mutationen den Notstand. Über 50.000 Covid-19-Tote meldet Südafrika, über 255.000 Brasilien. Auch die Slowakei kauft nun russischen Sputnik-V-Impfstoff. Kolumbien hat 117.000 Impfdosen von der Covax-Initiative erhalten. Die WHO hält ein Ende der Pandemie in diesem Jahr für unrealistisch. WHO-Notfalldirektor Michael Ryan: „Aber ich denke, wenn wir klug sind, könnten wir den Krankenhausaufenthalten, den Todesfällen und der Tragik im Zusammenhang mit der Pandemie ein Ende setzen.“ Ist das nicht der Kern, das Markenzeichen, einer Pandemie? Die Krankenhausaufenthalte? Die Todesfälle? Die Tragik? Oder habe ich da was falsch verstanden?

Tipp für heute: Pandemie googeln.

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