Corona-Tagebuch 261

9. März 2021

Meine Internet-Kabelverbindung funktioniert nicht mehr. Über W-LAN geht es noch, trotzdem mache ich mir Sorgen. Ohne Netz, in Pandemiezeiten, undenkbar. Habe ja auch kein Handy, gehöre wohl bald zu den Abgehängten. Was benötigt man alles, um heutzutage halbwegs normal leben zu können? Eine Wohnadresse, ein Bankkonto, einen Ausweis, eine Krankenversicherung. Telefonnummer und Internetadresse sicher auch schon. Wie viele Menschen wird es geben, die das alles nicht besitzen und aufgegeben haben, sich darum zu bemühen? Die Niederlande wollen einen Corona-Pass einführen, um geimpften oder negativ getesteten Bürgern mehr Freiheiten zu gestatten. Eine entsprechende App werde zur Zeit entwickelt, so Gesundheitsminister Hugo de Jonge. China hat bereits einen digitalen Impfausweis, für Reisende. Auch in Berlin öffnen heute die Läden wieder. Ich besorge mir keinen Termin. Melanie Brinkmann, Braunschweiger Virologin, kritisiert die aktuelle Corona-Politik von Bund und Ländern: „Was uns gerade präsentiert wird, ist eine intellektuelle Beleidigung an alle und keine Perspektive“, so die Professorin der Technischen Universität Braunschweig im „Kölner Stadtanzeiger‘, „wir lockern jetzt bei zu hoher Inzidenz, haben aber keine Folge-Strategie um eine dritte Welle zu verhindern.“ Brinkmann weiter: „Ich halte es für eine sehr schlechte Idee bei den aktuell hohen Inzidenzen in Deutschland die Schulen aufzumachen, ohne Testkonzept. Wer die Dynamik des Virus verstanden hat, kann darüber nur entsetzt sein.“ Brandenburg will die Rücknahme der Lockerungen erst ab einer Inzidenz von 200, statt der Beschlossenen von 100, durchführen. Karl Lauterbach (SPD) kommentiert dies folgendermaßen: „Das ist mittelgradig unglaublich. Ist das ernst gemeint?“ Belgien verlängert sein Reiseverbot ins Land und aus dem Land hinaus bis zum 18. April, die Niederlande ihren Shutdown bis Ende März. In 15 der 19 finnischen Regionen müssen Restaurants, Kneipen und Nachtclubs schließen, Freitag wurde dort ein landesweites Gesangs- und Tanzverbot erlassen, welches bis Juni gilt. Gesangs- und Tanzverbot? „Haben die Taliban Finnland erobert?“, hätte man vor anderthalb Jahren noch gefragt. Erneut müssen in Paris die Krankenhäuser nicht notwendige Operationen verschieben, um Betten für Covid-19-Patienten freizumachen. Die 7-Tage Inzidenz im Großraum der französischen Hauptstadt ist auf mehr als 330 gestiegen. Ähnlich stellt sich die Lage in Bulgarien dar, wo zwar Krankenbesuche verboten werden, die Gastronomie aber geöffnet bleibt. Stark steigende Infektionszahlen meldet auch Italien. In den USA dagegen ist die Zahl täglicher Corona-Toter erstmals seit dem 29.11. wieder unter 1.000 gefallen (749). Geimpfte dürfen sich dort künftig ohne Maske und Abstandsregeln in Innenräumen versammeln. Israel hat damit begonnen Palästinenser zu impfen, welche in Israel arbeiten. Brasilien startet die Produktion von Astrazeneca-Impfstoff in Rio de Janeiro. In Österreich ist eine 49-jährige Frau nach einer Astrazeneca-Impfung an den Folgen schwerer Gerinnungsstörungen verstorben. „Aktuell gibt es noch keinen Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang mit der Impfung“, so die Behörde. Allerdings werden Impfungen mit der verwendeten Charge des Vakzins eingestellt, der Vorfall untersucht. Seit heute impfen auch etwa 100 Arztpraxen in Berlin. Ob mein Hausarzt dazu gehört? Dr. Zwiers? Aus der Choriner Straße? Über 400 Covid-19-Tote verzeichnet Botswana, über 100.000 Italien. Einer Studie von Forschern der Technischen Universität München zufolge kann starker Pollenflug das Risiko einer Corona-Infektion erhöhen. An Orten ohne Lockdown-Regelungen stieg die Infektionsrate im Schnitt um 4%, wenn die Anzahl der Pollen in der Luft um 100 pro Kubikmeter zunahm. Die Forscher nehmen an, die Körperabwehr reagiere dann in abgeschwächter Form auf Viren der Atemwege. Auch das noch!

Tipp für heute: Rosamunde Pilcher lesen, zumindest so tun als ob.

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