Corona-Tagebuch 458

11. Oktober 2021

Erster Herbstferientag. Die Tochter hat sich den Wecker auf 9 Uhr gestellt. Als ich frage warum, zuckt sie mit den Schultern. Hätte mir in dem Alter nicht passieren können. Bin in der ersten Ferienwoche zuständig. Habe sie gebeten, sich etwas zu überlegen, was sie gerne machen möchte. Heute morgen die Antwort: „Wir könnten zur Änderungsschneiderei gehen.“ „Das waren Events!“, um mal einen Hit von Herrn Sedlmeir zu zitieren. Von heute an gibt es in Deutschland keine kostenlosen Schnelltests mehr, jedenfalls für die allermeisten. Nur Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können sowie Kinder unter 12 bekommen sie weiterhin kostenlos, in Berlin auch jene, die Hartz-IV oder andere staatliche Transferleistungen erhalten. Mal sehen wie lange noch, die Berliner SPD verhandelt ja gerade über den Wechsel der Koalition, will weiter nach rechts, lieber mit FDP und Grünen regieren. Auch in der Schweiz endet die Zeit kostenloser Schnelltests. In Wales dürfen jetzt Großveranstaltungen und Nachtclubs nur noch mit Corona-Pass, 3G, besucht werden. Pakistan hat den Normalbetrieb an Schulen wieder aufgenommen, Vietnam nach 3 Monaten den Inlandsflugverkehr. Eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheits- und Bildungswesen kündigt Neuseeland an. Über 2.000 Covid-19-Tote meldet Jamaika, über 7.000 Moldawien, über 25.000 Tunesien. Der in Frankreich lebende österreichische Literaturnobelpreisträger Peter Handke beklagt im Wiener ‚Kurier‘ die Lage der Betagten nach dem Corona-Lockdown: „Mir kommt alles so falsch vor. Man sieht fast nur noch die Jungen unterwegs, und es gibt unendlich vereinsamte Alte.“ Handke weiter: „Wenn ich daran denke, wie man die Leute im Altersheim hat sterben lassen! Für mich müsste man die Verantwortlichen vor das Völkergericht stellen!“ Na klar, und mir wird schlecht, lese ich solch selbstgerechtes, pathetisches Geschwafel. Laut eigenen Aussagen erhielt Handke während des Lockdowns für mehr Bewegungsfreiheit von seinem Verlag einen „Schwindelzettel“, worauf stand, er sei des Nachts unterwegs, um ein großes Werk zu schreiben. Mutig.

Tipp für heute: Sich fragen, warum er den Begriff „Völkergericht“ wählte, nicht etwa den real existierenden ‚Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte‘.

Allgemein | Kommentare

Kommentar schreiben

  •  
  •  
  •  

Verfolge neue Kommentare zu diesem Beitrag mit diesem Kommentar-Feed.

Kategorien