Ich kenn so ’ne Jugendbegrüßung, wo man sich mit der Faust ins Gesicht schlägt
28. August 2013
Ob die Berliner Zeitung lustig sein wollte, als sie sich die Schlagzeile in ihrem Lokalteil ausdachte: „Sportlichste Schulen liegen im Berliner Speckgürtel“? Ich finds auf jeden Fall lustig. Lustig wollen auch die Verantwortlichen für die Wahlberichterstattung der Öffentlich Rechtlichen Fernsehsender sein. Zumindest auch lustig wollen sie sein. Sie wollen Jugendliche mit Lustigkeit begeistern. Für Politik und für sich. Und dabei verfallen sie auf die einfache wie seit Jahrzehnten immer wieder hoffnungslos fehlgeschlagene Variante vermeintliche Jugendsprache wie „swag“ oder „tight“ oder „fresh“ einzuflechten, die Frisuren etwas zu verwuscheln und die Kameraführung „moderner“ zu gestalten. Dazu werden unten auf einem Laufband ein paar Börsennotierungen ausgesuchte Twitternachrichten eingeblendet, schwupp, das will sie so, die Jugend. Dann kann man ihr nämlich auch das Gewohnte präsentieren. Ausgesuchtes Publikum, handzahme Fragen zu möglichst nicht so heiklen Themen. Ein bisschen Arbeit und Kindergartenplätze, ein wenig NSA, puuh, das reicht. Mehr verkraften die sowieso nicht. Das überfordert Jugendliche. Außenpolitik, Flüchtlingsheime, arm und reich, wer will darüber reden? Jugendliche bestimmt nicht. Alte wollen zu volkstümlicher Musik schunkeln, 40-jährige sich seriös informieren und die coolen Teens and Twens, die switchen nun mal gerne hin und her wenn jemand länger als eine Sekunde redet, ohne dass was „geht“. Vielleicht sollten die Verantwortlichen von ARD und ZDF mal bei ihren Kollegen vom Kinderkanal vorbeischauen. Die nämlich machen dort Sendungen ohne „kindgerechte“ Sprache, die vielleicht gerade deswegen von den Kindern so geliebt werden.
Heute: Berlin, BKA, 20 Uhr: Sebastian Krämer singt, liest und trinkt Wasser, Ahne liest, singt und trinkt Bier (ziemlich swag)
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