Corona-Tagebuch 13

26. März 2020

Der dreizehnte Tag in selbst gewählter Isolation. Mir wächst ein Vollbart, nicht weil ich es will, ich kann mich bloß nicht überwinden den Rasierer zu benutzen. Wofür? Sieht ja ohnehin keiner. Jair Bolsonaro, der Präsident Brasiliens, sagt: „Bald ist es besiegt“ und meint damit das Corona-Virus. Währenddessen wird in New York City ein großes Zelt als provisorische Leichenhalle errichtet und in Madrid eine Eislaufbahn in eine solche umfunktioniert. Im Osten Frankreichs gibt es Gebiete, wo die oft selbst infizierten Ärzte bei älteren Corona-Patienten nur noch Sterbebegleitung machen, da die Kapazität der Beatmungsgeräte nicht ausreicht. Die öffentlich-rechtlichen Kanäle in Deutschland versuchen die grausamen Nachrichten der Pandemie möglichst auszublenden, stellen Hilfsprogramme der Bundesregierung in den Vordergrund, widmen sich den ‚Helden des Alltags‘. Vielleicht ist das ja richtig, vielleicht benötigen das Menschen, um Hoffnung zu tanken, um Zuversicht zu bekommen, mich stößt es ab. Als Statistik-Fan interessieren mich nüchterne Zahlen und da ist es schon auffällig, dass, je mehr diese steigen, desto seltener bekommt man sie in Deutschland zu sehen. Man muss interaktiv tätig werden und selbst diese Zahlen, die einem dann präsentiert werden, sind längst überholt. Gute Nachrichten gibt es glücklicherweise auch. Viele Bundesländer lassen jetzt endlich schwer kranke Patienten aus Italien und Frankreich einfliegen um sie hier in Krankenhäusern zu behandeln. Und die Sonne scheint. Und ich muss bloß noch einen Tag in völliger Isolation aushalten. Oder zwei? Was für eine Jahreszeit haben wir eigentlich?

Tipp für heute: Mal auf den Kalender gucken.

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