Corona-Tagebuch 96

17. Juni 2020

Im Fernsehen lief gestern eine Diskussion über die Zukunft des Profi-Fußballs in Corona-Zeiten. Ob und wie viele Zuschauer man wieder in die Stadien lassen sollte/könnte. Vielleicht 1.000? Oder 10.000? Und dann mit Abstand zueinander? Ich kann mir vorstellen viele Vorstände und Geschäftsleute, welche durch Fußball ihr Geld verdienen, sehen die Corona-Pandemie sogar als Chance, lästige Fan-Gruppen los zu werden. Eine Weile solche Abstandsregeln, gepaart mit strengeren Kontrollen, Sitzplatzzwang, Alkoholverbot, vielleicht ließe sich der Fußball so endgültig zur marketinggerechten Familien-Unterhaltung umbauen. Klatschpappen verteilen, Gesänge kann man zur Not von außen einspielen und für die, denen es nicht reicht, wenn unten auf dem Rasen sich 22 Idioten um einen Ball kloppen, treten in der Pause Schlagersängerinnen oder Zauberkünstler auf. Plus, „Hurra!“, es wird ein Auto verlost. Bayern will ab 22. Juni auch Chorgesang wieder zulassen. Das Wissenschaftsministerium werde in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium ein entsprechendes Hygiene-Konzept entwickeln. Da bin ich mal gespannt. 5 Meter Abstand der Chorsängerinnen zueinander? Nach vorne? Nach hinten? Zur Seite? Wäre bei einem großen Chor sicher eine beeindruckende Fläche, die man ihm zur Verfügung stellen müsste und eine Herausforderung jenen zu dirigieren. Der Bürgermeister von Frankfurt/Oder Rene Wilke (Linke) hat sich nach dem Treffen mit seinem polnischen Amtskollegen aus Slubice Mariusz Olejniczak selbst angezeigt, weil sich beide im Anschluss an die Grenzöffnung spontan in die Arme nahmen. „Die Geste war nicht geplant, aber wichtig. Allerdings war sie auch ein Regelverstoß, für den ich einzustehen habe.“ Wilke hat beim Gesundheitsamt darum gebeten, den Vorgang ohne Ansehen der Person zu prüfen. Süß. Nachdem die US-Pharmaaufsicht die Notfall-Genehmigung für Trumps Lieblingsmedikament Hydroxychloroquin zurück gezogen hat, bis auf schädliche Nebenwirkungen hätte es nichts gebracht, feiert nun die WHO den Entzündungshemmer Dexamethason als wirksames Mittel gegen schwere Corona-Erkrankungen. Laut einer noch unveröffentlichten britischen Studie an 11.500 Patienten sinke die Sterblichkeit bei künstlich Beatmeten um ein Drittel. Nach weiteren Infektionsfällen schließt Peking erneut alle Schulen, 30 Wohngebiete wurden abgeriegelt, 70% aller Flüge gestrichen. Die Türkei führt in mehr als der Hälfte ihrer Provinzen die Maskenpflicht wieder ein. Über 7.000 Corona-Tote in Peru, über 9.000 im Iran, über 11.000 in Indien, über 18.000 in Mexiko, über 45.000 in Brasilien. Die USA lässt ihre Grenzen zu Mexiko und Kanada bis 21. Juli geschlossen. Australien will seine für ausländische Reisende gleich bis 2021 zu lassen. Eine Lockerung für Studenten und andere Langzeitbesucher werde allerdings geprüft. Apropos Lockerung, wegen der Virenlast im Stuhl von Covid-19-Infizierten raten Virologen zum Schließen des Deckels beim Spülen. So können keine Aerosol-Wölkchen entweichen, die durch die Wirbelung beim Spülvorgang entstehen. Guten Appetit!

Tipp für heute: Zu Stuhl kann man übrigens auch Kacke sagen.

 

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