Corona-Tagebuch 139

3. August 2020

Sonntag morgen stand ich relativ früh auf, weil ich vergessen hatte in der Brandenburger Hütte die Gardine vor ’s Fensterchen zu ziehen. War es um 5? War es um 6? Auf jeden Fall lagen hinter dem Zaun des Gartens ein paar Damhirsche, die, als ich näher trat, genervt sich erhoben, zum Wegrennen jedoch zu müde schienen. Einer, beziehungsweise eine, das Geweih fehlte, sah mir direkt in die Augen und hustete. Corona? Nein, die husten immer so, wurde mir versichert. Eine Form der Verständigung. Dass die deutschlandweit nach Berlin gereisten Corona-Kritiker ein bunter Haufen sein würden, war zu erwarten. Manche Botschaft jedoch ist so skurril, die entlockt sogar mir ein Lächeln. Freund und Kollege Falko Hennig war vor Ort, suchte Kundschaft für seine Fahrradrikscha und berichtete von einer Demonstrantin, auf deren T-Shirt zu lesen stand: „Preußen heißt Frieden“. Wie sie ausgerechnet auf „Frieden“ kam? Weil Preußen zwischen den Kriegen ab und zu eine Pause einlegte? Beim nächsten Mal besser: „Preußen heißt Pudding“, ist zwar ebenfalls Quatsch, jedoch beginnt Pudding wie Preußen mit P. Später wurde die Demonstration von der Polizei aufgelöst, weil kaum jemand Maske trug und Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Laut Polizei kamen 22.000 Menschen, laut Veranstaltern 1,3 Millionen. Irgendjemand muss sich da gewaltig verzählt haben. Nachdem zu den 3 Besatzungsmitgliedern, die sich auf dem Kreuzfahrtschiff ‚Roald Amundsen‘ infizierten, 37 positiv Getestete hinzu kamen, hat die norwegische Reederei ‚Hurtigruten‘ nun sämtliche Kreuzfahrten erneut gestoppt. Auch die deutsche Kreuzfahrtgesellschaft ‚Aida‘ sagte bis Mitte August alle geplanten Kreuzfahrten ab. Von Mittwoch an gilt in Amsterdam und Rotterdam eine Maskenpflicht für Geschäfte und „besonders belebte“ Straßen und Plätze. Die niederländische Regierung hatte sich zuvor gegen eine landesweite Maskenpflicht ausgesprochen. Der australische Bundesstaat Victoria verhängt für seine Hauptstadt Melbourne eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr bis 5 Uhr früh. Außerdem müssen alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte schließen, ebenso wie Schulen, Kindergärten und Universitäten. Auch die philippinische Hauptstadt Manila steht vor einem neuen Lockdown. Ab Dienstag fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, „unnötige“ Reisen werden verboten. Finnland dagegen lockert. Von morgen an sind Veranstaltungen über 500 Teilnehmer wieder erlaubt. Rio de Janeiro öffnet seine Strände, baden darf man, sonnen nicht. Der Ministerpräsident des Kosovo hat sich nach eigenen Angaben infiziert. Er zeige keine Symptome außer „sehr schwachem Husten“. Der indische Innenminister wurde nach Covid-19-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert. Rekordwerte bei Neuinfektionen melden Polen, 658 am Tag, die Philippinen, 5.032 am Tag und Mexiko, 9.556 am Tag. Über 2.000 Corona-Tote auf den Philippinen, über 3.000 in Bolivien und Bangladesch. Eine schöne Nachricht aus dem hohen Norden. Im Ostseebad Warnemünde sind 10 Strandkörbe aufgestellt worden, die im Testbetrieb mit W-LAN versorgt werden. Fühlt man sich doch fast wie zuhause.

Tipp für heute: Alternativ ’ne Schippe Ostseesand unter den Schreibtisch.

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