Mein amerikanisches Tagebuch (41)

8. April 2019

Ich habe noch eine Möglichkeit entdeckt, wie man hier sein Münzgeld loswerden kann. Man geht einfach in eine der vielen Kirchen und steckt es da in die Kollekte. Es gibt hier wirklich für alles und jeden eine Kirche. United church of christ, Methodisten, Anglikaner, Baptisten, Lutherianer, Katholiken, selbst wenn man nicht an Gott glauben sollte, haben sie auch dafür eine Kirche. Ja! Dort war ich am Sonntag gewesen, habe mich mitnehmen lassen, zu den Unitariern. Bei den Unitariern gibt es alles, was die Kirche normalerweise bietet, also Rituale, Predigten, Singen, Kerzen, nur eben tut man das nicht für Gott oder wegen Gott, sondern einfach so. Man kann sogar beten. Man steht auf, nimmt aus einem Beutelchen einen Stein, geht nach vorne und wirft den, nein, niemanden an den Kopf, sondern in eine Schale und dabei kann man sich dann etwas denken oder etwas sagen, was einem im Innersten so drängt. Die Unitarier sind für alle offen, ob gläubig oder nicht, hetero- oder homosexuell, farbig oder durchsichtig. Ich fand es trotzdem befremdlich. Irgendwie ist das nicht so mein Ding. Vorne steht jemand und erzählt dir was vom Stapel und alle anderen lauschen andächtig und dann stehen alle auf und fassen sich bei den Händen. Na ja. Aber für die, die es brauchen, ist es anscheinend eine gute Sache. Und Kaffee gibt es umsonst. Und Kuchen. Und, wie gesagt, man kann sein Münzgeld in die Kollekte schmeißen.

Tipp für heute: Lächeln.

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Ein Kommentar zu “Mein amerikanisches Tagebuch (41)”

  1. 01

    War aber nicht immer so. Früher waren die Unitarier eine ganz „normale“ protestantische Kirche, die die Dreieinigkeit abgelehnt hat. Erst im 20. Jahrhundert hat sie sich schleichend immer weiter geöffnet. Interessant natürlich, wie die Entwicklung dort in 20 oder 50 Jahren weitergeht.

    Ole am 9. April 2019 um 20:38

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