Corona-Tagebuch 45
27. April 2020
Der DGB stellt seine diesjährige Demonstration zum 1. Mai, die er virtuell abhalten möchte, unter das Motto „In Zeiten von Corona heißt Solidarität: mit Anstand Abstand halten“. Der 1. Mai ist ja der ‚Internationale Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse‘, oder wie es hierzulande frei nach Adolf Hitler heißt, der ‚Tag der Arbeit‘. „mit Anstand Abstand halten“. Verstehe ich nicht. Demonstriert der Deutsche Gewerkschaftsbund am 1. Mai für die Befolgung der Maßnahmen der Bundesregierung während der Corona-Pandemie? Oder soll es subtil mitteilen, wir haben nichts zu sagen? Will man sich von denen distanzieren, die ohne Anstand Abstand halten? Und wer sind die? Oder drückt es aus, dass man sehr wohl dafür ist, die Bedingungen der arbeitenden Bevölkerung zu verbessern, anständig also, sich jedoch aktiv nicht einsetzt? Abstand hält? Aber warum? Und weshalb heißt das: „Solidarität“? Rätselhaft. Ich mache mir so viele Gedanken darüber, weil ich gefragt worden bin, ob ich einen kurzen Beitrag beisteuern möchte. Möchte ich? Zwei illegale Frisörgeschäfte wurden in Bayern aufgedeckt. Die Kunden saßen in Kellern von Wohnhäusern. In einem, in Elsenfeld, warteten zwei Personen auf einen neuen Haarschnitt, in einem anderen, in Mömlingen, ertappten die Ermittler eine Person. Nachbarn hatten gut aufgepasst und dies der Polizei gemeldet. Ja, im Kampf gegen den unsichtbaren Feind ist es unabdingbar, dass wir alle zu Kundschaftern werden. Mexiko-Stadt führt eine Maskenpflicht ein, Italien lässt seine Schulen bis September geschlossen, das Niesen und Husten ohne Bedeckung von Mund und Nase wird in Peking als unzivilisiertes Verhalten verboten und in den Niederlanden sind laut Landwirtschaftsministerium Nerze positiv getestet worden. Auch Flughunde und Frettchen wären für Covid-19 empfänglich, hieß es, während dies bei Schweinen und Hühnern eher nicht der Fall sei. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern hat verkündet: „Wir haben diesen Kampf gewonnen“, deshalb dürfen jetzt einige Schulen und Geschäfte dort wieder öffnen und Restaurants Essen zum Mitnehmen anbieten. In den letzten 24 Stunden gab es einen, insgesamt 1.122 Infizierte und 19 Todesopfer in Neuseeland. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery fordert die deutsche Regierung auf, die Bevölkerung bei einer Maskenpflicht mit professionellen FFP2-Masken auszustatten. Der Typ scheint nicht ganz dicht zu sein. Monatelang wurde gepredigt, wir sollten dem medizinischen Fachpersonal nicht dringend benötigte Masken wegnehmen und jetzt fordert ausgerechnet der Weltärztepräsident die deutsche Regierung auf, dies im Interesse der deutschen Bevölkerung auf dem Weltmarkt zu tun? Was sagen eigentlich seine internationalen Kolleginnen und Kollegen dazu? Ich habe meine Maske gestern zum ersten Mal in Bus und U-Bahn getestet. Sie ist zu groß, rutscht dauernd von der Nase. Vielleicht ist ja auch einfach nur mein Kopf zu klein?
Tipp für heute: Probieren. Besser als sich hinterher beschweren.
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