Corona-Tagebuch 46

28. April 2020

Was wird im Sommer alles möglich sein? Reisen ans Mittelmeer, wie Entwicklungshilfeminister Gerd Müller nach einem Blick in die Glaskugel vermutet? Inlandsreisen, wie es der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung Thomas Bareiß, vielleicht nicht ganz ohne Eigeninteresse, behauptet? In Österreich dürfen ab 15. Mai Gaststätten und ab 29. Mai Hotels wieder eröffnen. Estland erlaubt ab 2. Mai die Nutzung von Sportanlagen, Spielplätzen, Museen und Ausstellungen im Freien. Das Surfer-Paradies ‚Bondi Beach‘ in Australien ist wieder geöffnet. Die deutsche Bundesregierung hat dagegen schon mal vorsorglich ihren ‚Tag der offenen Tür‘, welcher merkwürdigerweise an zwei Tagen, nämlich am 15. und 16. August stattfinden sollte, abgesagt. Ich werde mich jetzt mal ganz weit hier aus dem Fenster lehnen und verkünden, was auf jeden Fall möglich sein wird, im Sommer 2020. ‚Sitzen auf der Couch‘ zum Beispiel, sofern man eine Couch besitzt, oder ‚Fußnägel-Schneiden‘, sofern man eine Schere sowie eigene oder fremde Fußnägel zur Verfügung hat. Des Weiteren wird man ‚atmen‘ können, im Sommer 2020, falls man lebt und ‚Tagebuch schreiben‘. Dazu wäre ein Tagebuch, ein Stift und die Fähigkeit des Schreibens von Vorteil. ‚Gähnen‘, ‚Popeln‘ und ‚Sich-über-irgendwas- oder-irgendwen-aufregen‘ gehen garantiert auch. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) schlägt vor, den Zugang zu Fußgängerzonen mithilfe eines digitalen Ticket-Systems zu begrenzen. Wegen Corona natürlich. Eine Anschlussverwendung schließt sie aber bestimmt nicht aus. Eintritt zahlen, für Fußgängerzonen? Hört sich verrückt an, aber dies dachten die Menschen über die Maut für bestimmte Straßen sicher einst genauso, oder dass man für ’s Wohnen blechen muss. Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, rief überraschend dazu auf, über eine neue Art des Lebensunterhaltes nachzudenken. Angesichts von 26 Millionen Arbeitslosen wegen Covid-19 in den Vereinigten Staaten wäre es doch an der Zeit ein „garantiertes Einkommen“ in Betracht zu ziehen. Hups! Der Mehrheitsführer im Senat, der Republikaner Mitch McConnell konterte allerdings sofort: „Das amerikanische Volk braucht keine sprunghaften linken Tagträume.“ Er hatte vorgeschlagen, die Gesetze so zu ändern, dass einzelne Bundesstaaten Bankrotterklärungen abgeben könnten. Hört sich vernünftig an. Inzwischen mehr als 3 Millionen Infizierte weltweit, über 211.000 Tote. Brasilien, die Türkei und Russland entwickeln sich zu neuen Hotspots. Wegen des geringeren Verkehrs von Fähren tummeln sich im Bosporus wieder Delfine. Kann man sicher bald sehen, im Internet.

Tipp für heute: Guckt doch mal unter die Couch, vielleicht liegt da ja Staub.

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