Corona-Tagebuch 65

17. Mai 2020

Null Neu-Infizierte meldet Sachsen/Anhalt. Heute von einer Wespe geträumt. Sie wollte mit ihrem Mann in meinem Schlafzimmer Kinder zeugen und ich versuchte sie hinaus zu wedeln, mit Textblättern. War das überhaupt ein Traum? Das Schlimmste an der Pandemie, die Livestream-Filme, die wir statt unserer wöchentlichen Reformbühnenauftritte im Roten Salon, nun jeden Sonntag aus den Waran-Werkstätten-Wedding via Internet hinaus katapultieren. Die kann man sich nämlich auch später noch angucken und, ich weiß ja nicht, wie es anderen Bühnenmenschen geht, aber ich darf mich nicht selbst sehen und hören. Weil ich die Wahrheit nicht ertragen kann? Dass ich da auf der Bühne nichts zu suchen habe? Ach komm, rede mir doch nicht dauernd von der Seite rein. Lass mir doch mein bisschen Spaß. Dem Töchterlein ist aufgefallen, dass ich am laufenden Band jemanden grüße, wenn wir in unserer Gegend spazieren gehen. Ich habe ihr gesagt, das liege daran, dass ich nun schon mehr als die Hälfte meines Lebens hier verbringe, was sie wenig zu beeindrucken schien, klar, sie wohnt hier schließlich ihr Ganzes. Die Proteste gegen die Corona-Einschränkungen scheinen besonders in Süddeutschland Anklang zu finden. In Stuttgart waren wieder weit mehr als 5.000 Leute auf den Beinen, auch in München reichte die genehmigte Teilnehmerzahl von 1.000 nicht aus, um die Widerständigen zu vereinen. In Berlin hingegen verliehen deutlich weniger Menschen als letzte Woche ihrer Angst vor einer Corona-Diktatur Ausdruck. Proteste werden auch aus anderen Ländern gemeldet. In Polen, bei einer Demonstration von Unternehmerinnen und Unternehmern, ja, auch das gibt es, wurden Dutzende Menschen festgenommen. Die Polizei setzte Tränengas ein. In Frankreich protestierten die ‚Gelbwesten‘. In London wurden 13 Personen verhaftet, als sie die Abstandsregeln missachteten, in der Schweizer Hauptstadt Bern nach einer Demonstration von 300 Menschen „mehrere“. Mecklenburg/Vorpommern erlaubt vom 25. Mai an Familienfeiern von bis zu 30 Personen, in Budapest öffnen ab Freitag wieder Geschäfte und Universitäten, der Zoo, Spielplätze und Freibäder, die Schulen bleiben aber vorerst geschlossen. In Italien ist die Zahl der Covid-19-Toten gestern um 153 gestiegen, so wenige wie zuletzt am 9. März. Indien lockert seine Corona-Maßnahmen trotz rasant steigender Zahlen und der Erzbischof Teodosie aus der rumänischen Stadt Constanta hat, obwohl seine orthodoxe Kirchenleitung es verbot, den Wein des Heiligen Abendmahls mit ein und demselben Löffel an ganze Gruppen von Gläubigen verteilt. Das zuständige Erzbistum erklärte, Hygiene-Bedenken kämen dabei nicht zur Geltung, weil die Kirche nämlich keine Gaststätte sei. Leuchtet ein. Tag für Tag versucht Donald Trump sich selbst zu toppen. Verkündete er gestern noch die Entwicklung eines Impfstoffes in „Rekord-Rekord-Rekord-Geschwindigkeit“, so gab er heute Nacht die Entwicklung einer „Super-Duper-Rakete“ bekannt. Was er uns wohl morgen präsentieren wird? Eine Erde zum Aufpusten?

Heute: Weltweites Internetz, Facebookkanal der Reformbühne Heim & Welt, 20 Uhr: Quarantänebühne Heim & Welt aus den Waranwerkstätten Wedding mit Heiko Werning, Dr. Jakob Hein, Technik-Held Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, einer Anneliese-Hülschrath-Gedächtniskolumne von Jürgen Witte und unserem Superstargast Titus Waldenfels aus München

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