Corona-Tagebuch 124

18. Juli 2020

Der Städte- und Gemeindebund fordert ein Programm zur Rettung deutscher Innenstädte. Wusste gar nicht, dass die vom Aussterben bedroht sind, so wie der Feldhamster. „Viele Geschäfte müssen schließen, Kaufhausketten ziehen sich zurück“, klagt der Hauptgeschäftsführer jenes Bundes. Ach, daher weht der Wind! Nicht die Innenstädte sterben, sie veröden lediglich, beschleunigt durch die Corona-Krise, weil noch mehr Menschen nun im Internet bestellen. Zum Glück habe ich meinen Solidarbeitrag ja bereits geleistet. Ein Paar Gummistiefel, in diesem Tempel des Grauens, dem „Alexa“. Hölle, Hölle, Hölle! Heute zum ersten Mal 2020 Pilze gesammelt. Ausbeute: Null. Genau genommen habe ich also bloß versucht Pilze zu sammeln. Egal. War auch so ganz schön. Hab mich voll auf die Fresse gepackt. Bin ausgerutscht, auf einer feuchten Baumleiche, deren Stamm von Rinde geschält den Boden bedeckte, als schliefe sie nur. Lustig. Sah aber keiner. Musste auf dem Weg zum Wald den Schienenersatzverkehr nutzen. Im Bus ein großes Schild, stilisiertes Männlein, stilisiertes Weiblein (Rock!), zwischen ihnen ein Pfeil mit Spitze in beide Richtungen. Darunter stand zu lesen: „Sicherheitsabstand 1,5 Meter“. Könnte man auch falsch verstehen. Wahrscheinlich deshalb hat jemand (der Busfahrer?) schnell noch ein kleines, buntes Modell des Coronavirus drüber gemalt. In Buenos Aires wird die Ausgangssperre gelockert, nach 120 Tagen! Kleine Geschäfte dürfen wieder öffnen, Sport im Freien ist am Abend und dem frühen Morgen erlaubt, auch Industriebetriebe sollen ihre Produktion wieder aufnehmen. Teheran dagegen verschärft die Maßnahmen. Veranstaltungen und Versammlungen sind in der iranischen Hauptstadt ab morgen wieder verboten, Cafes und Teehäuser schließen, ein Drittel der Beamten muss von zuhause aus arbeiten. Muss? Das Amsterdamer Rotlichtviertel ist aus Sorge um neue Corona-Infektionen wegen des Ansturmes deutscher und belgischer „Touristen“ zur Einbahnstraße erklärt worden. Auch die Haupteinkaufsstraße ‚Kalverstraat‘ darf nur in eine Richtung belaufen werden. In Rumänien können Menschen mit ansteckenden Krankheiten dank eines neuen Gesetzes zur Isolation in Krankenhäusern oder zuhause jetzt gezwungen werden. Zuvor hatte das Verfassungsgericht beanstandet, dass hierfür jede rechtliche Grundlage fehle. Rekord an Neuinfektionen melden die USA, 77.638 am Tag. In Seagoville, im Bundesstaat Texas infizierten sich in einem Gefängnis 1.072 von insgesamt 1.798 Strafgefangenen. Über 1.000 Covid-19-Tote mittlerweile in Panama, über 2.000 in Rumänien und in Bolivien, über 4.000 in Indonesien, über 8.000 in Chile. Etwas irritiert war ich, als meine Lieblingsstatistikseite der Johns-Hopkins-Universität plötzlich eine Verdoppelung der niederländischen Todeszahlen anzeigte. 12.295 stand da gestern. Huch! Sicherlich deshalb vermeldeten einige Agenturen heute weltweite 600.000 Todesopfer der Seuche. Nun korrigierte sich jedoch die JHU. Bestimmt hat ein Praktikant Scheiße gebaut. Es sind wieder bloß 6.155 Todesopfer in den Niederlanden und 597.541 weltweit. Also bloß. Nun ja. Wie man ’s nimmt.

Tipp für heute: Pilze findest du auch in der Kaufhalle.

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